Die Kosten, die Konflikte und deren unprofessionelle Verarbeitung verursachen, werden häufig unterschätzt. Das zeigt, wie gering Konflikt-Kompetenzen in Unternehmen ausgebildet werden und ausgeprägt sind. Viele Führungskräfte haben keine oder nur sehr geringe Ausbildung in Konflikt-Kompetenzen, z. B. in der Diagnose von Konflikten oder im Führen von einigermaßen professionellen Konflikt(lösungs-)Gesprächen.
Hält man sich bisherige Einschätzungen von Konfliktkosten in Organisationen vor Augen, so sind die geringen Ausbildungsanstrengungen kaum verständlich. Das gilt in erhöhtem Maße für die Führungskräfte-Aus- und -Fortbildung.
Das Consulting-Unternehmen KPMG hat mehrere betriebswirtschaftlich orientierte Kosten-Studien zu Konflikten durchgeführt und 2009 neben aktuellen Werten die bisherigen Ergebnisse zusammengefasst.
Zusammenfassung der Ergebnisse
KPMG-Studie 20091
- Daten von 111 Unternehmen
- Zugrunde gelegtes Modell: „Circle of conflict“ mit Kosten von Personen, Teams und die Gesamt-Organisation
- neun Konfliktkosten-Bereiche
- Schwierigkeiten: „Die meisten Unternehmen tun sich schwer, konkrete Zahlen zu nennen.“
- teuerste Konfliktquelle: gescheiterte und verschleppte Projekte: Jeder zweite Befragte gibt dafür ungeplant pro Jahr mindestens 50.000 Euro aus; jeder zehnte sogar über 500.000 Euro.
- Auffällig: Konflikte werden häufig als Krankheitsursache genannt.
Gesamtkosten
- Die Konfliktkosten der in der Studie beteiligten Unternehmen erreichen 20 % der Personalkosten. Mindestens 25 % dieser Kosten könnten eingespart werden.2
Konfliktkosten im Detail (gilt für die Bundesrepublik Deutschland)
- 10 bis 15 Prozent der Arbeitszeit in jedem Unternehmen werden für Konfliktbewältigung verbraucht.
- 30 bis 50 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit von Führungskräften werden direkt oder indirekt mit der Bewältigung von Konflikten oder Konfliktfolgen verbracht.
- Fehlzeiten aufgrund betrieblicher Ängste und Mobbing am Arbeitsplatz belasten Unternehmen jährlich mit ca. 30 Milliarden Euro.
- Die Kosten pro Mobbing-Fall betragen im Durchschnitt 60.000 Euro.
- Fluktuationskosten, Abfindungszahlungen, Gesundheitskosten aufgrund innerbetrieblicher Konflikte belasten Unternehmen jährlich mit mehreren Milliarden Euro.
- 25 Prozent des Umsatzes hängen von der Kommunikationsqualität im Unternehmen ab.3
Literatur und Links
KPMG4 (2009). Konfliktkostenstudie. Die Kosten von Reibungsverlusten in Industrieunternehmen. Aus: kpfmg-law.de.“
2009. https://kpmg-law.de/content/uploads/2018/07/2009_Konfliktkosten_Reibungsverluste_in_Unternehmen.pdf.
Andrea von Graszouw: Konfliktkosten in Unternehmen. www.conflict-manager.com. https://www.conflict-manager.com/konfliktkosten-in-unternehmen.
- KPMG (2009). Konfliktkostenstudie. ↵
- Vgl. KPMG (2009). Konfliktkostenstudie. ↵
- Zusammenfassung entnommen aus: Andrea von Graszouw: Konfliktkosten in Unternehmen. ↵
- Zum Firmennamen der KPMG
„Die Buchstaben des Akronyms geben jeweils einen Hinweis auf die Gründer und Vorsitzenden dieser Gesellschaften:
Klynveld – nach Piet Klynveld, Gründer der Klynveld Kraayenhof & Co. in Amsterdam, gegründet 1917,
Peat – nach William Barclay Peat, Gründer der William Barclay Peat & Co. in London, gegründet 1870,
Marwick – nach James Marwick, Gründer der Marwick, Mitchell & Co. in New York, gegründet 1897,
Goerdeler – nach Reinhard Goerdeler, Vorsitzender der Deutschen Treuhand-Gesellschaft, gegründet 1890.“
aus: KPMG (de.wikipedia.org)