Qualitätszeit und Selbstmanagement
Qualitätszeit ist ‚Kairos‘ im Gegensatz zu ‚Chronos‘. Chronos ist Zeitquanität, die mit der Uhr gemessene Zeit. Kairos ist Zeitqualität, Zeit die ich bewusst gelebt, erlebt, genossen habe.
Qualitätszeit erlebe ich z. B. in einem Konzert, wenn ich mich von der Musik mitnehmen lasse, wenn ich in der Musik versinke. Dann steht die Zeit innerlich still und oft weiß ich danach nicht, ob jetzt 10 Minuten oder 30 Minuten vergangen sind. Es war nur ein Augenblick und es war gleichzeitig eine Ewigkeit im Erleben.
Qualitätszeit kann ich auch in intimen Stunden erleben, in einer Zweisamkeit mti einem geliebten Partner. Oder ich erlebe sie im Spiel mit (meinen) Kindern oder meinen Enkerl. Ich lasse mich ganz auf das Spiel ein, lebe im Hier und Jetzt, im Augenblick. Viele erleben sie beim Sport, beim Wandern oder beim Bergsteigen. Oder ich versinke in eine andere Welt beim Lesen eines Buches oder in einer Meditation.
Aber ich kann auch Qualtiätszeit bei der Arbeit erleben. Ich widme mich einer Problemstellung, einer Herausforderung, rechercherchiere, stelle Analysen an, finde Alternativen und löse ein Problem. Danach stehe ich auf und bin zufrieden, erfüllt. Ich war völlig versunken in diese Problemstellung und habe all meine Ressourcen aktiviert.
Das Gegenteil von Qualittäszeit ist Zeit ohne Bewusstsein, ‚zerfledderte‘ Zeit, vertane Zeit.
Z. B.: Ich nehme mir vor, mit den Kindern zu spielen, bin aber nicht recht bei der Sache, lese nebenbei die Zeitung, esse dazwischen eine Kleinigkeit, schaue fern usw. Am Abend muss ich mir eingestehen, dass ich nicht wirklich mit den Kindern gespielt habe, ich habe die Speisen gegessen ohne wirklich zu schmecken und ich weiß nicht mehr, was in der Zeitung gestanden ist oder was der Inhalt der Nachrichtensendung war.
Das ist verlorene, nicht wirklich gelebt Zeit.
Wir sollten mit dem uns geschenkten Leben gut umgehen, die Zeit nutzen für Dinge, die für uns sinnvoll sind, in er bewussten Art und Weise.
Selbstreflexion
Wieviel Qualitätszeit erlebe ich derzeit in meinem Leben? Was ist zu viel in meinem Leben? Was ist zu wenig? Wie sieht meine Work-Life-Balance aus?
In welchen Lebensbereichen und welchen Situationen, mit welchen Menschen … erlebe ich (derzeit) echte Qualitätszeit, Zeit für die es sich wirklich lohnt zu leben?
- Was hindert mich, mehr Qualtitätszeit zu erleben?
- An welche besonderen Qualitätszeit-Erlebnisse aus meiner Vergangenheit kann ich mich noch zurück erinnern?
- Was kann und will ich tun, um in der Zukunft mehr Qualtitätszeit-Situationen zu erleben?
- An welche Qualitätszeit-Erlebnisse möchte ich am Ende meines Lebens zurückblicken können?
Exkurs: Quality Time und ähnliche Begriffe in verwandten Disziplinen
In der US-amerikanischen Literatur wird die Qualtitäszeit („quality time„) meist enger gesehen – als die Zeit, die bewusst in und mit der Familie, dem Partner, seinen Kindern und auch Freunden verbracht wird, also als ‚Beziehungszeit‚. 1
Diese quality-time wird oft auch in Beziehung gesetzt zur Work-Life-Balance, dem Ausmaß, in dem es gelingt, Arbeits- und Privatleben in Einklang zu bringen 2
Auch die Forschungen zu Lebensqualität und Wohlbefinden („psychological wellbeing„) 3 aus der ‚positiven Psychologie‚ bzw. der Glücksforschung stehen mit diesem Thema in Zusammenhang.
- vgl. Norbert F. Schneider, Elternschaft in der Moderne ↵
- Zu den Rahmendaten einer möglichen Work-Life-Balance in unterschiedlichen Ländern gibt es eine interessante OECD-Studie „How’s Life? 2015“ mit deutscher Kurzfassung. ↵
- einen guten Überblick über die Diagnostik von Lebensqualität und Wohlbefinden findet sich in Jörg Schumacher, Antje Klaiberg & Elmar Brähler 2003, einen Überblick über psychologische Konzepte zum Wohlbefinden und einigen Wohlbefindens-Interventionen incl. einer kleinen empirischen Studie findet sich in der Diplomarbeit von Eva-Maria Brunnhuber ↵