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In jeder Frau steckt eine Persephone, ein Archetyp als innerer psychischer Anteil des Menschen.1 In jedem Mann auch. Ob Mann, ob Frau: Erforsche diesen Archetyp und entdecke dich dabei selbst – einen Teil von dir.

Wie viel Persephone steckt in dir?2

Persephone – das göttliche Mädchen und die Göttin der Unterwelt

Persephone auch Kore genannt (poetisch auch Kora) – römisch Proserpina – wurde auf zwei Arten dargestellt und beschrieben

  • als Mächen (Kore = junges Mädchen, auch Tochter)
  • als Königin der Unterwelt, Gattin von Hades, des Gottes der Unterwelt.

Sie wurde von Hades in die Unterwelt entführt, ihre Mutter war todtraurig und ließ alles verdorren, und so kam sie später durch die Intervention von Zeus, der Merkur zu ihr schickte, wieder frei. Sie musste jedoch, weil sie vom Granatapfel gegessen hatte, jährlich für 1/3 des Jahres (im Winter) zurück in die Unterwelt. Die jährliche Rückkehr  aus der Unterwelt im Frühling wurde von den Griechen in ein großen Fest, den Eleusinischen Mysterien gefeiert.

Proserpina von Dante Gabriel Rossetti (1874)

Zwei Erscheinungsformen der Göttin

  • Als Kore wurde sie als schönes, schlankes, sehr junges Mädchen mit Fruchtbarkeits-Symbolen dargestellt, mit einem Granatapfel (von dem sie in der Unterwelt gegessen hatte), dem Korn und Getreide (wie ihre Mutter) und  der Narzisse (diese hatte sie gepflückt, als sie von Hades geraubt wurde).
  • Als Göttin der Unterwelt ist sie ein blasse, aber reife Göttin.
    • Sie herrscht über die toten Seelen,
    • führt Besucher (Helden, Heldinnen) durch die Unterwelt
    • weiß, was sie will und setzt ihren Willen durch.

Persephone – in der Mythologie

Der Raub der Persephone ist zentraler Mythos zu Persephone und ihrer Mutter. Er ist Stoff zahlreicher künstlerischer Werke und Darstellungen und macht aus einem jungen unbeschwerten Mädchen – auf einem leidvollen Entwicklungs-Weg durch die Unterwelt – zu einer mächtigen Herrscherin der Unterwelt.

Aber sie kommt auch in vielen anderen Mythen vor.

  • Odysseus kam in seiner Odyssee zu ihr, um bekannte Frauenseelen zu besuchen
  • Im Mythos von Psyche und Eros kam Psyche zu ihr, um eine Schönheitssalbe für Aphrodite zu holen
  • In der letzten der Arbeiten von Herakles kam dieser zu Persephone, um sich mit ihrer Erlaubnis den dreiköpfigen Wachhund auszuleihen und
  • sie kämpfte mit Aphrodite um den schönen Adonis. Sie erhielt wie Aphrodite ein Drittel seiner Zeit, der Rest gehörte Adonis allein.

Persephone – der Archetyp

Die Rückkehr der Persephone: Gemälde  von Frederic Leighton – The Return of Persephone

Der Persephone-Archetypus wird mit vielen Aspekten der mythischen Persephone beschrieben, mit Unterschieden, je nachdem, ob mehr der Kore-Aspekt oder der Unterwelts-Aspekt um Vordergrund steht

Kore – das Mädchen

  • als Kore (römische Persephone, Mädchen, Jungfrau) ist eine Frau eher passiv, rezeptiv,
  • beeinflussbar, kein eigener Wille,
  • jungendlich, kindlich, unschuldig
  • sie will keine Bindungen, keine Verpflichtungen, sich nicht festlegen
  • wie ein kleines Mädchen, das noch nicht weiß, wer es ist und was sie will.

Muttertochter

Persephone und ihre Mutter bilden ein besonders Mutter-Tochter-Muster

  • lange, vielleicht lebenslange enge Bindung der Tochter an die Mutter
  • wird nicht erwachsen, bleibt von der Mutter abhängig
  • bleibt braves, gehorsames, gefügiges und vorsichtiges Mädchen der Mutter

Anima Frauen

Isabelle Adjani, die vielleicht bekannteste filmische Kindfrau in Roman Polanski’s Psycho-Thriller ‚Der Mieter‘

Wenn sie heiratet bzw. eine fixe Partnerschaft eingeht, bleibt oft ein großer Teil ihre Psyche noch mit der Mutter verbunden. Trotzdem passt sie sich ihrem Mann an,

  • ist eine „Frau für jeden
  • nimmt unbewusst die Anima-Projektionen des Mannes auf, erkennt intuitiv-rezeptiv das von ihm projizierte unbewusste Bild des Mannes auf Frauen
  • sie passt sich diesem Bild des Mannes und seinen Erwartungen quasi chamäleonartig (mit Leichtigkeit) an (vgl. den Film: Die Frau die sich nicht traut)

Kind-Frau

Lilita-Mode, ein japanischer Mode-Stil, unterstreicht den Persephone-Typ, die Kind-Frau

Als Kind-Frau hat sei besondere Verhaltensweisen und eine besondere Wirkung auf Männer

  • sie ist sich ihrer sexuellen Anziehung und ihrer Schönheit wenig bewusst
  • Sie trägt eine Kombination von Sexualität und Unschuld mit sich
  • Sie will Männern gefallen, ist aber ohne Leidenschaft

Führerin der Unterwelt

Persephone ist ohne Erfahrungen als Mädchen in die Unterwelt gekommen und hat sich dort – vermutlich über einen langen Entiwcklungs-Weg mit depressiven Phasen – zur Königin entwickelt. Das ist ein großer Entwicklungs-Sprung. Symbolisch ist die Unterwelt unser Unbewusstes und von vielen berichtet, dass Persephone-Frauen sehr empfänglich für tief empfundene Entwicklungswege sind, innerlich vom unbekümmerten Mädchen zur Königin gelangen. Diese innere Persephone kann uns sehr helfen, schwierig psychische Zeiten gut zu überwinden und daraus zu lernen.

Symbol des Frühlings

Persephone als Göttin der Unterwelt. Akropolis Museum Athen, 525 – 500 v. Chr.

Der Frühling  ist die Jahreszeit 3 der Rückkehr von Persephone aus der Unterwelt.  Es ist ist die junge Zeit des Jahres, das im Winter geendet hat. Sie bringt neue Frische, lässt Leben neu entstehen. Ebenso ist es häufig der Persephone-Archetyp, der uns nach schwierigen Zeiten hilft, neu zu beginnen und offen für neue Einflüsse und Veränderungen zu werden.

Persephone-stark zu sein heißt

  • Jugendfrische, Vitalität
  • Potenzial für inneres Wachstum
  • bereit sein für Veränderungen
  • jung bleiben im Geist
  • warten können, bis sich die Situation verändert und sie sich ihrer Gefühle klar geworden sind
  • offen und flexibel (auch beeinflussbar) zu sein

Die Entwicklung des Persephone-Archetyps

Die Entwicklung eines stärkeren Persephone-Aspekts ist für bestimmte Frauen wichtig, vor allem, wenn sie in der Verfolgung ihrer Ziele und Vorhaben stecken bleiben. Vor allem Athene und Artemis-Frauen verfolgen klare Ziele mit Nachdruck und Entschlossenheit, brauchen aber auch den Persephone-Aspekt, um auf den richtigen Zeitpunkt warten zu können, flexibler und beeinflussbarer zu werden, um wieder weiter zu kommen.

Persephone – die Frau

Was zeichnet eine Persephone-Frau aus? Wie zeigt sie sich heute?

Persephone-Frauen sind Tochter-Frauen.

  • Sie sehen meist viel jünger aus, als sie sind.
  • Sie bringen einen „mädchenhaften“ Persönlichkeitszug zum Ausdruck („kümmere dich um mich, weil ich so klein bin“)
  • Sie wird verglichen mit einer Weidenbaum, der sich stark biegt, wenn es stürmt und sich völlig unbeschadet wieder aufrichtet, wenn der Sturm nachlässt.

Die junge Persephone und ihre Eltern

Persephone-Mädchen sind meist brav und angepasst, wissen oft nicht, was sie wollen und tun im Zweifel das, was die Eltern bzw. Autoritätspersonen wollen. Gefördert wird sie, wenn man ihr Wesen unterstützt und ihr viel Zeit lässt, in sich zu horchen, um zu erkennen, was sie wollen und ihre introvertierte Orientierung akzeptiert und fördert.

Persephone-Töchter sind oft Mutters kleine Tochter, es gibt eine enge Beziehung zwischen den beiden. Die heranwachsende Persephone ist auch oft der Meinung: „Mutter weiß es am besten. “

Beruf

Viele Persephone-Frauen würden am liebsten professionelle Studentinnen bleiben oder an der Uni oder in der Schule bleiben.

Wenn sie dann einen Beruf wählt, ist es häufig, dass

  • sie einen Beruf wählt, wo sie sich nicht zu sehr festlegen muss, weil sie nicht so genau weiß, was das Richtige ist und sie die Hoffnung hat, eines Tages doch noch den richtigen Job zu bekommen, der sie wirklich interessiert,
  • sie kurzfristige Ziele hat, weil sie langfristig schwer planen und strategisch arbeiten kann,
  • sie einen Beruf wählt, der nicht Initiative, Durchsetzung, Ausdauer und Führungsqualitäten verlangt.
  • Auch Termintreue ist nicht ihre große Stärke

Wenn sie innerlich zu einer Unterwelts-Königin herangereift ist, kann sie in einem kreativen oder psychologischen oder spirituellem Gebiet sehr erfolgreich und erfüllt arbeiten, als Therapeutin, als Coach, als spirituelle Begleiterin, …

Beziehungen, Sexualtität, Eheleben, Kinder

Beziehungen zu Frauen

Sie kann sich wohl fühlen mit jungen Frauen, die ihr ähnlich sind oder auch mit Demeter-Frauen, bei denen sie Schutz und Unterstützung findet.

Beziehung zu Männern

Männern gegenüber ist sie meist eine Kind-Frau, jugendlich, unsicher, anpassungsbereit: „Machen wir das, was du magst.“

Welche Männer zieht sie an?

  • Männer, die jung und unerfahren sind wie sie selbst,
  • harte Männer, die von ihrer Unschuld und (scheinbaren) Zerbrechlichkeit angezogen werden
  • Männer, die sich mit ‚erwachsenen‚ Frauen nicht wohl fühlen.

Nicht selten geht eine Persephone-Frau auch eine Beziehung mit einem Mann sein, um sich von ihrer Mutter zu befreien, sich von ihrer dominanten Mutter zu lösen. Sie sucht sich symbolisch einen Hades, der sie entführt und statt ihre den Befreiungskampf aus der Umklammerung der Mutter führt.

Vom Persephone-Frauen wird auch berichtet, dass sie sie häufiger als andere Frauen bereit sind, mit Männern anderer Herkunft (andere Kulturen, andere Hautfarbe, …) zusammen zu leben.

Sexualität

Ist sie in einer Kore-Phase, so ist sie häufig in der Dornröschen-Rolle, die wartet von einem Prinzen aufgeweckt zu werden.

Eheleben

Viele Frauen mit diesem Archetyp heiraten mit einem inneren Vorbehalt. Sie wählen nicht aus, sie werden gewählt. Und sie sagen ja, wenn sie glauben, nicht mehr nein sagen zu können. Manchmal werden sie auch in die Ehe ‚entführt‘, oft von mehreren Personen. Man kann auch sagen, für manche Frauen ist Ehe immer ein Entführung.

Beziehung zu Kindern

Wenn eine Persephone-Mutter Kinder hat, fühlt sie sich selten als Mutter, eher eine Frau, die die Mutter-Rolle spielt und sich dabei wenig kompetent fühlt. Wenn die Beziehung entspannt ist, kann sie sehr gut von Kind zu Kind mit ihrem Nachwuchs interagieren, dominiert das Kind nicht und kann ihm so helfen, die eigenen Potenziale zu entdecken und zu entwickeln. Nicht selten fühlen sich Persephone-Mütter aber auch überfordert, können schwer nein sagen oder sich durchsetzen und sehen sich dann als Opfer.

Midlife und Alter

Wenn sich eine Frau in der Mitte des Lebens noch in der Kore-Mädchen-Identität fühlt, kann die Phase ziemlich schwierig werden. Hat die innere Entwicklung zur Königin der Unterwelt schon begonnen, kann diese Phase diesen Prozess fördern.

Das gilt auch für das Alter, wo Persephone eine echte weise Frau sein kann, die sich in den Tiefen der Psyche gut auskennt und andere dort führen kann.

Psychische Schwierigkeiten

Persephone-Frauen zeigen auch die ambivalenten und negativen Merkmale der mythologischen Gestalt

Entwicklungsphasen im Mythos

Die Phasen des Mythos entsprechen typischerweise auch den Phasen der Enwicklung der Persephone-Frau. Viele Phasen sind schwer genug. Aber bleibt sie in einer dieser Phasen stecken, entsteht Lied.

  1. sorgenlose Tochter, symbiotisch mit Mutter verbunden,
  2. wird von Hades entführt, vielleicht vergewaltigt (Trauma?),
  3. lebt als Gefangene in der Unterwelt (Depression?),
  4. wird (von ihrer Mutter) befreit, hat aber Granatapfel-Kerne gegessen, (Entwicklungs-Kerne?),
  5. muss regelmäßig zurück in die Unterwelt (Erforschung des Unbewussten),
  6. entwickelt sich dort zur Königin (herrscht über ihr Leben – innen und außen)
    Es ist anzunehmen, dass sie sich in der Unterwelt häufiger als notwendig aufgehalten hat. Immer wenn Helden dorthin gekommen sind, war sie anwesend, unabhängig von der Jahreszeit.

Identifikation mit Kore:

  • Sie ist das ewige Mädchen („puella aeterna„),
  • will sich nichts und niemanden verpflichten, keine Verpflichtungen eingehen und/oder erfüllen,
  • hat Probleme, (echt) ja zu sagen und die Versprechungen zu halten.
  • Irgendwann geht die Illusion, ewig jung zu bleiben, flöten

Mögliche Schwierigkeiten

  • Charakterschwächen: Persephone hat die Granatapfel-Kerne im Mythos freiwillig gegessen.4 Ihrer Mutter gegenüber behauptete sie aber, sie wurde dazu gezwungen.  Ähnliche ‚Rechtfertigungs-Notstände‚ sind für Persephone-Frauen nicht ungewöhnlich
    • Ausflüchte, Ausreden
    • Schwindeleien, Manipulationen
    • Versuche, auf indirektem Weg zum Ziel bekommen, bzw. sich zu befreien.
  • In der Gefangenschaft, so sagt man, war Persephone sehr traurig, aß nicht und lächelte nicht. Man kann eine Depression vermuten. Im Gegensatz zur Demeter-Depression ist die von Persephone undramatisch, unauffällig. Sie zieht sich noch ein wenig mehr zurück, redet noch weniger und konsumiert weniger. Die Anderen brauchen oft lange, bis sie bemerken, wie schlecht es ihr geht.

Selbstreflexion

Die folgenden Fragen laden dich dazu ein, dein Innenleben zu erforschen, Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen aufzubauen.

  1. Wie sehr spricht dich die Mythologie und die Natur von Persephone an?
  2. Wie sympathisch / unsympathisch ist sie dir in Summe?
  3. Welche Merkmale von Hera sprechen dich an / stoßen dich ab?
  4. In welchem Ausmaß glaubst du, dass sie in dir vorhanden ist?
  5. Wie stellst du dir deine innere Hera visuell vor?
  6. Welche Menschen in deinem Bekanntenkreis sind aus deiner Sicht eher Hera-Naturen?

Selbstdiagnose  für Frauen und Männer

Finde Demeter in dir durch einen kleinen Selbsttest zum Demeter-Archetyp.

Querverweise

Übersichtsblog: Weibliche Archetypen oder: Das ewig Weibliche im Menschen

Kleiner Selbsttest zum Archetyp der Persephone.

Eine Kind-Frau in der MItte des Lebens (Fall-Beispiel)

  1.   Das ist die Aussage von Jean Shinoda Bolen, einer bekannten Vertreterin der Analytischen Psychotherapie. „Erforsche deine Archetypen und du findest dich selbst“ Persephone ist einer davon.
  2.   In einem Übersichts-Blog  zur weiblichen Seite von Unternehmer_innen und Führungskräften findest Du Hinweise zu Beschreibungen von weiteren weiblichen Archetypen bzw. Göttinnen
  3.   im antiken Griechenland gab es nur 3 Jahreszeiten – ohne Herbst. Im Winter war Persephone in der Unterwelt. 
  4. Nicht in allen Berichten –  manchmal wird auch berichtet, Hades habe sie dazu verpflichtet.

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