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Was sind zentrale Energiefresser und Konfliktherde im Familien-Alltag?

Familien Portrait (Monument aus dem NP „White Sands“ New Mexico (Foto von Eric Ward)

Im Familien-Alltag treten zahlreiche Probleme auf, die oft gar nicht benannt werden können, weil man sie auch oft nicht durchschaut.
Kann man sie benennen, ist es leichter, sie zu erforschen und zu lösen, zumindest zu verbessern. Es entsteht dann nicht nur ein ungutes Gefühl, das die Energie raubt, sondern es ermöglicht, darüber nachzudenken, zu reden und Lösungen zu finden. Das erleichtert die Familien-Situation.

Dysfunktionale Familie

Dysfunktionale Familie ist ein Überbegriff über verschiedene Familien-Probleme, wenn das Ausmaß so hoch ist, dass die Familie aus dem Gleichgewicht ist und Grundfunktionen nicht mehr nachkommen kann. Die Familie kann kein auch nur annähernd ’normales‘ Familienleben führen, um z. B. den Schutz der Kinder oder anderer Familien-Mitglieder zu gewährleisten oder konstruktive Beziehungen aufzubauen.

Spezifische Eltern-Probleme

Spezifisch entwicklungshemmendes Verhalten der Eltern ist z. B.

  • Helikopter-Verhaltensmuster (Helikopter-Eltern): Die Kinder sind unter ständiger Kontrolle de Eltern2
  • Rasenmäher-Verhaltensmuster (Rasenmäher-Eltern): Eltern räumen ihren Kindern alle Schwierigkeiten aus dem Weg. Die Kinder finden einen ‚gemähten Rasen‘ vor. 3
  • Destruktive Umgangsweisen / Kommunikations-Muster in der Familie, z. B.
    • Forderungs-Rückzugs-Spiralen.4 Ein Partner fordert, startet Angriffe, der andere zieht sich zurück. Je mehr der eine fordert, desto mehr zieht sich der andere zurück u. u. Ein Teufelskreis entsteht.
  • Destruktiver Umgang mit Kindern5
    • Schweigen und Nicht-Beachtung als Strafe, beileidigtes Schweigen.
    • Eltern haben keine Zeit für Kinder,
      • geben sie ab (z. B. an Großeltern)
      • vernachlässigen sie
    • Kindern wird direkt oder indirekt Schuld bei Familien-Problemen zugeschrieben, z. B. „Du hast einen untreuen Vater.“ „Deine Mutter ist eine Schlampe“. Auch lange hinausgezögerte Scheidung bewirkt oft Schuldgefühle / schlechtes Gewissen bei Kindern.
    • Besitz der Kinder wird missachtet (Spielzeug, persönliche Gegenstände werden ungefragt verkauft.)
    • Befehle, die mit Ekel verbunden sind (fremde Menschen küssen müssen, Mund mit Spucke abwischen, …)
    • Interessen der Kinder haben keinen Stellenwert (immer mit den Eltern mitgehen müssen – ohne Diskussion, in Anwesenheit von Erwachsenen still sein müssen, …)
    • Kindern keine Intimsphäre zugestehen (Kinderzimmer ohne Klopfen jederzeit betreten, …)
    • Gefühle aufzwingen: immer gut aufgelegt sein müssen, nicht traurig, zornig … sein dürfen (Buben weinen nicht).

Dominante Familien-Mitglieder

Dominante Verhaltensmuster eines Familien-Mitglieds führt zu abhängigen Verhaltensmuster bei anderen oder zum Konflikt. Besonders starke Auswirkung hat Dominanz auf Abhängige, vor allem auf Kinder. Dominantes Verhalten ist häufig mit einer narzisstischen Persönlichkeits-Störung verbunden.6 Dominantes Verhalten der Eltern fokussiert vor allem auf’s Recht-Haben und Kontrollieren, weniger auf Beschützen. erschwert die Entwicklung des Kindes, vor allem die Entwicklung zur Selbständigkeit. Wenn es nicht gelingt sich davon zu befreien, verbleiben ‚erwachsene Kinder‘

Koalitionen, Triangulierung

Manchmal  geht ein Kind eine Koalition mit einem Eltern-Teil gegen den anderen Eltern-Teil ein. Z. B. Botschaft der Mutter an den Sohn: „Du musst uns jetzt beschützen, denn dein Vater ist nicht zu gebrauchen, der ist Alkoholiker.“

Andere Beispiele sind sind die klassischen Dreiecksverhältnisse, z. B. Vater mit Geliebten, Mutter mit Lover.

Parentifizierung, Rollenumkehr, Emotionaler Missbrauch

Parentifizierung heißt, dass in Kind in seiner Rolle zu einem Elternteil wird, z. B. wenn der Vater fehlt und die Mutter den Sohn wie ihren Partner behandelt. Der Mutter fehlt Zuwendung und sie holt sich diese beim Sohn. Das ist gleichzeitig eine Rollenumkehr und mehr oder weniger emotionaler Missbrauch. Ein anderes Beispiel für emotionalen Missbrauch ist, wenn im Zuge von Scheidungen Kinder gegen den anderen Partner aufgehetzt werden oder versucht wird, sie auf ihre Seite zu ziehen oder den Kontakt den Kontakt mit ihnen zu verhindern oder zu erschweren.

Suchtverhalten der Eltern, Verwahrlosung

Suchtverhalten von Eltern führt dazu, dass Eltern zeitweise „außer Gefecht sind“ und ihren elterlichen Funktionen nicht mehr nachkommen können. Die Kinder verwahrlosen oft, wenn nicht Ersatz da ist.

Verwahrlosung der Eltern kommt jedoch auch vor, wenn die Eltern sich überwiegend im Geschäft aufhalten und das Kind oder die Kinder sich selbst überlassen.

Abhängigkeit, fehlende Loslösung

Kinder sind von ihren Eltern abhängig, das ist normal, je jünger sie sind desto stärker. Der ’normale‘ Entwicklungsweg geht in die Richtung, dass sich der Jugendliche in der Pubertät und Adoleszenz beginnt, sich von den Eltern zu lösen, um dann als Erwachsener das Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben („authentisches Leben„) und eine Familie zu gründen.

Erfolgt diese Lösung nicht, so bleibt der Erwachsene von einem oder beiden Elternteilen abhängig, meist von einem der beiden stärker (Vaterkind – Mutterkind, dominanter Mutter- oder Vater-Komplex).

Das bringt – fast zwangsläufig – Spannungen in der Gegenwarts-Familie. Der Partner / die Partnerin hat das Gefühl, dass der andere mehr zu seiner Ursprungs-Familie hält als zu der ‚eigenen‘, dass seine/ihre Prioritäten dort liegen, dass die Schwiegereltern zu großen Einfluss auf ihr Familien-Leben haben usw. Unzählige unglückliche Familie sind dadurch entstanden bzw. in die Brüche gegangen.

Da die Abhängigkeit bzw. Nicht-Lösung von den Eltern meist unbewusst ist,  bleiben rationale Argumente des Partners meist ungehört bzw. unverstanden. 7

Negative Dynamik in der Familie (genetisches Erbe der Herkunftsfamilien, frühe Erfahrungen, Scheidungen, …)

Herkunftsfamilien geben nicht nur ihr genetisches Erbe für körperliche Merkmale weiter sondern auch für psychische Merkmale. Das wurde in den Neurowissenschaften erforscht.8 Auch wenn bestimmte Veranlagungen, auch psychische, weitergegebenwerde , führt jedoch nicht zu konkreten Persönlichkeits-Merkmalen undVerhaltensweisen. Bestimmte Gene können 0 auch durch eigene Erfahrungen beeinflusst werden und ein- oder ausgeschaltet werden können.

Besonders wirksam dafür sind frühe Erfahrungen, vor allem wenn Babys und Kleinkinder keine sichere Bindung finden9, z. B. wenn sie unerwünscht waren.

„Werden Kinder von ihren Eltern abgelehnt, weil sie z.B. unerwünscht waren oder unerwünschte Merkmale haben (Geschlecht, Aussehen etc.), werden sie oft weniger verlässlich betreut sowie öfter und länger allein gelassen oder in fremde Hände gegeben. Dies macht eine unsichere Bindung v.a. dann wahrscheinlicher, wenn dies in den ersten drei Lebensjahren geschieht. Die Betroffenen sind später anfälliger für Selbstwertprobleme, emotionale Irritierbarkeit, Depressivität, körperliche Beschwerden, Aggressivität und Kontaktschwierigkeiten sowie unbewusste Aufträge und Wiedergutmachungswünsche an den Partner. Personen mit ungünstigen Erfahrungen in ihren Herkunftsfamilien gehen später mit erhöhter Wahrscheinlichkeit weniger akzeptierend und empathisch mit sich und ihren Partnern um. Damit steigt ihr Risiko für Paarprobleme bzw. Scheidung.“10

So zeigen sich auch Scheidungstraditionen: Ein schlechtes Qualitätsniveau der Elternehe erhöht in Folgegeneration das Risiko für Scheidung. 11 Vor allem destruktive Scheidungserfahrungen erhöhen das eigene Scheidungs- bzw. Trennungs-Risiko bis zum Vierfachen.12

Auch Traumatisierungen können über mehrere Generationen weitergegeben werden.13

Ausschluss von Familien-Mitgliedern

Manchmal wird ein Familienmitglied (oder ein ganzer Zweig) von der Familie ausgeschlossen. Die Familie ausgeschlossen oder schließt sich selbst aus / zieht sich zurück, bricht den Kontakt ab. Beispiele ist wahrgenommenes Fehlverhalten eines Familienmitglieds („hat die falsche Person geheiratet“ „wird immer bevorugt“, …), Familienkonflikte, z. B. im Zuge von Trennungen / Scheidungen oder Erbstreitigkeiten. Kurzfristig kann Rückzug sinnvoll sein, langfristig führt er zu destruktiven Familiendynamiken.

Streit der Eltern, Gewalt in der Familie

Kinder wollen nicht, dass Eltern streiten. Sie leiden darunter unter versuchen oft zu vermitteln. Das kann so weit gehen, dass sie Krank werden oder verhaltensauffällig, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und zu verhindern, dass sich Eltern streiten oder trennen.

Double-Bind-Beziehungen (-Kommunikation)

Double-Bind-Beziehungen sind solche, bei denen  Doppelbotschaften nicht nur einmalig, sondern regelmäßig gesendet werden. Doppelbotschaften heißen sie, weil doppelte, entgegengesetzte Botschaften gleichzeitig gesendet werden.

Beispiel: Kind: „Wie geht es Dir?“ Mutter mit weinerlicher oder verzweifelter Stimme: „Mir geht es eh sehr gut, brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Rein sachlich, sagt sie, dass es ihr gut geht. Emotional drückt sie das Gegenteil aus.

Der Empfänger der Doppelbotschaft steht vor dem Dilemma, auf welche Botschaft er reagieren soll. Der emotionale Stress kann so hoch sein, dass es auf Dauer zu psychischen Störungen, wie Schizophrenie kommen kann.14

Übergriffiges Verhalten, Verletzung der Intimsphäre, Distanzlosigkeit

Jeder Mensch hat  eine Intimsphäre. Bei manchen ist so größer, bei anderen kleiner. Sie sollte grundsätzlich beachtet und gewahrt werden. Übertretungen bewirken negative Gefühle wie  Frust, Scham, Peinlichkeit, Ärger. Die  Distanz-Bedürfnisse sind bei unterschiedlichen Personen, auch in unterschiedlichen Familien unterschiedlich. Besonders klar wird das, wenn die Partner aus unterschiedlichen Kulturen stammen, die unterschiedliche Distanz-Normen beinhalten.

Beispiele:

  • Betreten des Badezimmers: Ein Partner duscht gerade. Der andere geht hinein und putz sich die Zähne. Bei manchen völlig unproblematisch, für andere ein No-go.
  • Ein Partner ist im eigenen  Zimmer. Der andere tritt ein ohne zu klopfen.
  • Ein Partner hat einen schlechten Traum, wacht auf und weckt den anderen, um ihm oder ihr den Traum zu erzählen.
  • Verwandte oder andere nahestehende Personen kommen ohne Ankündigung „ganz selbstverständlich“ zu Besuch (und erwarten, dass man sich ihnen widmet.) oder mieten sich selbständig ein.
  • Eltern schenken ihrem Sohn bzw. dem neuvermählten Ehepaar ein Schlafzimmer und suchen es selbst aus.
  • Die Mutter erzählt ihren Sohn, wie unzufrieden sie mit seinem Partner-Verhalten ist.
  • Die Tochter erzählt ihrer Mutter, dass ihr Mann nur für seine Arbeit lebt und keine Zeit für die Familie hat.

Generell kann Übergriffigkeit oder Distanzlosigkeit  verstanden werden als

  • Erzwingen von (nahen) sozialen Kontakten ohne zureichenden  (auch emotionale) oder trotz  Zurückweisungen
  • Kontaktsuche oder -erzwingung ohne Hinterfragung von sozialer Erwünschtheit, sozialer Nähe und passenden  sozialen Strukturen
  • Einsatz von unangemessenen Kommunikationsformen in Beug auf die  sozialen Stellung zum Partner
  • Übergriffiges Mitreden oder Mithandeln in den Angelegenheiten eines anderen oder Verletzen der Intimsphäre des anderen.

Querverweise

 

Literatur und Links

Problematisches Eltern-Verhalten

Kerstin RottmannWas wirklich gegen „Helikoptereltern“ hilft. Aus: welt.de. 15.12.2014. https://www.welt.de/vermischtes/article135393251/Was-wirklich-gegen-Helikoptereltern-hilft.html.

o. A.Schlimmer als Helikopter-Eltern?Achtung, Rasenmäher-Eltern. Experten warnen vor schlimmen Folgen für Kinder. Aus: focus.de. 21. 4. 2020. https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/familie-rasenmaeher-eltern-experten-warnen-vor-den-folgen-des-neuen-erziehungsstils_id_9663538.html.

Manfred Pantförder: Wie man sich von selbstherrlichen Eltern befreit. Aus: welt.de. 5. 9. 2010.

o. A. : Zwölf Fehler, die Ihnen Ihr Kind nicht verzeihen wird. Aus: focus.de.  https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/was-eltern-falsch-machen-koennen-zwoelf-dinge-die-ihnen-ihr-kind-nicht-verzeihen-wird_id_2539786.html.

o. A.: Distanzlosigkeit. Aus. de.wikipedia.org. https://de.wikipedia.org/wiki/Distanzlosigkeit.

 

dysfunktionale Familie

o. A.Was ist eine dysfunktionale Familie? Wie finden Sie Ihr Gleichgewicht? Aus: parentifizierung.de. https://parentifizierung.de/was-ist-eine-dysfunktionale-familie/.

o. A. (Jeanne): Funktionale Familien vs. dysfunktionale Familien – einen Überblick. Aus: familythatmatters. Jun 4, 2018. https://www.familythatmatters.com/de/funktionale-dysfunktionale-familien/.

Johanna WesselKinder als Symptomträger. Eine Analyse dysfunktionaler Familien aus systemischer Perspektive. Bachelor-Thesis. Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. 2019. Aus: edoc.sub.uni-hamburg.de. https://edoc.sub.uni-hamburg.de/haw/volltexte/2019/4898/pdf/2019Wessel_Johanna_BA.pdf.

 

Parentifizierung, Rollenumkehr, emotionaler Missbrauch, Triangulierung

Johannes FaupelWas ist Parentifizierung? Aus. parentifizierung.de. https://parentifizierung.de/.

Johannes FaupelParentifizierung – Beispiele für Kind-Elternbeziehungen ohne Gleichgewicht. Aus. parentifizierung.de.  https://parentifizierung.de/beispiele/#rollenumkehr-generationsgrenzen-verschwinden-kinder-kommen-auf-die-elternebene.

o. A.Emotionaler Missbrauch – Misshandlung in einer für Außenstehende kaum erkennbaren Form – das macht ihn so gefährlich. Aus. parentifizierung.de. https://parentifizierung.de/emotionaler-missbrauch/.

o. A.Emotionale Erpressung. warum sie so gefährlich und so wirksam ist. Aus. parentifizierung.de. https://parentifizierung.de/beispiele/emotionale-erpressung/#emotionale-erpressung-auch-nach-dem-auszug-aus-dem-elternhaus.

o. A.Loyalitätskonflikte – wie Solidarität zur Falle werden kann. Aus. parentifizierung.de. https://parentifizierung.de/loyalitaetskonflikte/.

o. A.Alles (angeblich) nur zu deinem Besten. Warum Eltern, die nicht selbständig sein durften, es ihren Kindern nicht erlauben. Aus. parentifizierung.de. https://parentifizierung.de/alles-nur-zu-deinem-besten/.

Johannes FaupelDouble Binds sind schwer erträgliche psychische Zustände. Erfahren Sie, wie Sie sich befreien können. Aus. parentifizierung.de.  https://parentifizierung.de/folgen/double-binds/.

 

Double Bind

o. A.: Dppelbindungstheorie. aus. de.wikipedia.

o. A.: Doppelbotschaften. aus. de.wikipedia.  https://de.wikipedia.org/wiki/Doppelbotschaften.

Mental Research Institute: Website. https://mri.org/.

 

Familienaufstellungen / Familiendynamiken

http://www.systemische-familienaufstellungen.de/familienaufstellungen.htm.

 

Familientherapie

Arist von Schlippe, Haja Molter, Norbert Böhmer: Zugänge zu familiären Wirklichkeiten. Einführung in die Welt der systemischen Familientherapie. In: Systhema, 9.Jg., 1995, S. 3 – 47.

B. Ulsamer, Ohne wurzeln keine Flügel, 1999, Goldmann Arkania, München

 

Genetisches Erbe der Herkunftsfamilien, Mehrgenerationen-Familie

Peter Kaiser: Der Einfluss der Herkunftsfamilien auf die Partnerschaft.  Aus: familienhandbuch.de. https://www.familienhandbuch.de/familie-leben/partnerschaft/herausforderung-konflikte/dereinflussderherkunftsfamilienaufdiepartnersch.php.

Peter Kaiser: Familienerinnerungen. Zur Psychologie der Mehrgenerationenfamilie. Heidelberg, Asanger. 2. Auflage 2010 (1-1989). Aus: profdrpeterkaiser.de. https://www.profdrpeterkaiser.de/wp-content/uploads/2009/12/Kaiser-Peter-Familienerinnerungen-Okt-11.pdf.

Verena Klütsch und Günter Reich: Die mehrgenerationale Weitergabe von Traumatisierungen. Empirische und familiendynamische Perspektiven. In: Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 2012, 61 (8), 564-583. https://psydok.psycharchives.de/jspui/bitstream/20.500.11780/3692/1/Kluetsch_PdKK_2012_8.pdf.

Martin R. Textor: Gestörte Familienstrukturen und -prozesse. In: Martin R. Textor (Hrsg.): Hilfen für Familien. Ein Handbuch für psychosoziale Berufe. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2. Aufl. 1992, S. 65-90. Aus: kindergartenpaedagogik.de.  https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/psychologie/2106.

 

Familien-Unternehmen: Führung, Dynamik, Logik, Arist von Schlippe

Arist von Schlippe, Almute Nischak, Mohammed El Hachimi (Hg.): Familienunternehmen verstehen. Gründer, Gesellschafter und Generationen. Vanderhoeck & Ruprecht. Göttingen. 2. Auflage 2011 (1-2008).

 

Bindung, Bindungstheorie

Martin Goerke: Zum Zusammenhang von Bindung und Konfliktlösung in Paarbeziehungen. Dissertation an der Universität Bielefeld. Bielefeld,  2005. Aus: pub.uni-bielefeld.de. https://pub.uni-bielefeld.de/download/2304235/2304238.

o. A.: Bindungsangst. Aus: de.wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Bindungsangst#cite_ref-7.

o. A.: Bindungstheorie. Aus: de.wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie.

 

Filme zu Familien-Problemen

Das Familienfoto – Opas Tod und Omas Alzheimer heilt die Familiendynamik.

 

Exkurs: Dynamische Fähigkeiten in Change-Prozessen

Frank Schirmer, Katja Ziesche: Dynamic Capabilities. Das Dilemma von Stabilität und Dynamik aus organisationspolitischer Perspektive. Aus: tu-dresden-de. https://tu-dresden.de/bu/wirtschaft/bwl/org/ressourcen/dateien/importiert/forschung/projekte/BMBF-Projekt/Dynamic_Capabilities.pdf?lang=de.

  1.   Dieser Beitrag ist in Entwicklung. 
  2. Vgl. z. B. Kerstin RottmannWas wirklich gegen „Helikoptereltern“ hilft.   
  3. Vgl. z. B. o. A.Schlimmer als Helikopter-Eltern?Achtung, Rasenmäher-Eltern.   
  4.   Vgl. [1.  Vgl. z. B.  Peter KaiserDer Einfluss der Herkunftsfamilien auf die Partnerschaft.   
  5.   Aus: o. A. : Zwölf Fehler, die Ihnen Ihr Kind nicht verzeihen wird
  6.   Vgl. z. B. Manfred Pantförder: Wie man sich von selbstherrlichen Eltern befreit.
  7.    Beispiel (Alle Beispiele sind anonymisiert und unkenntlich gemacht, aber der Kern bleibt erhalten).
    Alexander, am Beginn der 50er Jahre, hat ein mittelgroßes Handels-Unternehmen mit mehr als 30 Mitarbeiter*innen aufgebaut. In der Gründungsphase und noch lange danach hat er fast Tag und Nacht, auch an Wochenenden gearbeitet, ohne Freizeit, ohne Urlaub. Nur einmal in der Woche hat er sich einen Abend fix ‚frei genommen‘ und diesen mit seiner Mutter verbracht. Sie hat gekocht und er hat den Abend mit ihr verbracht. Für eine Freundin oder Partnerin blieb da keine Zeit.

    Alexander fühlte und fühlt sich seiner Mutter besonders verbunden. Sie hat ihn allein großgezogen, war immer für ihn da, er war ihr Lebens-Mittelpunkt und ist es geblieben. Zudem hatte sie vor einiger Zeit eine schwere Krankheit, die sie ihren Freundinnen und Bekannten verschwiegen hat, sodass die Kontakte abgebrochen sind und sie jetzt sozial ziemlich isoliert ist. Alexander liegt es am Herzen, seiner Mutter einen schönen Lebensabend zu gestalten. Er will seine Mutter glücklich machen, schließlich hat sie sehr, sehr viel für ihn getan.

    Gesundheitliche Probleme und ein unternehmerisches Entwicklungs-Programm haben ihn sein Leben reflektieren und verändern lassen. Er hat gelernt, im Unternehmen zu delegieren, hat mehr Freizeit, ein beinahe arbeitsfreies Wochenende und er hat eine fixe Beziehung zu einer Partnerin. Ein wöchentlicher Abend mit der Mutter  ist geblieben. 

    Was Alexander zu schaffen macht, sind Spannungen und Konflikte zwischen seiner Partnerin und seiner Mutter. Besonders eskaliert ist die Situation, als sich die beiden Mütter getroffen haben und ihre Mutter zu seiner mehr spaßeshalber als ernst bemerkt hat: „Du hast ja jetzt nicht mehr das große Sagen bei deinem Sohn.“. Die Mutter war emotional tief getroffen und das hat die Distanz und die Spannungen zu seiner Mutter erhöht und auch ihre Meinung, dass Alexander mit dieser Partnerin die falsche Wahl getroffen hat. Sie begründet das damit, dass diese nicht um Unternehmen mitarbeitet, „was man ja schließlich erwarten kann“.

    Alexander hat seiner Partnerin vorgeschlagen, sich einmal alleine mit seiner Mutter auszusprechen, um die Beziehung zu verbessern. Alex war nicht dabei, aber es war offensichtlich, dass der Versuch schief gelaufen ist. Die Kluft ist größer geworden, nicht kleiner.

    „Was soll er jetzt tun?“ fragt er sich selbst.

    Interpretation: Es dem Gespräch mit ihm wird klar: Alexander ist noch sehr an seine Mutter gebunden. Zwar hat er sein Leben in letzter Zeit geändert und in Bezug auf Lebensqualität deutliche Fortschritte gemacht, eine Lösung von der Mutter ist noch nicht erfolgt. Dadurch ist die Situation für seine Partnerin schwierig und die Spannungen werden bleiben oder sogar zunehmen. Die Mutter hat derzeit beim Sohn Priorität, mit den Schwierigkeiten der beiden Frauen untereinander will er nichts zu tun haben („das sollen sie sich selbst regeln“) und das ist für eine Partnerschaft schwierig. Zudem hat er (Familien-Geheimnisse mit seiner Mutter, die er seiner Partnerin gegenüber verschweigt („Das ist nicht die richtige Partnerin für dich …). Alexander macht das aus Rücksicht seiner Partnerin gegenüber, aber es ist die falsche Prioritäten-Setzung. Ein klares Gespräch mit seiner Mutter und eine Klärung seiner Sohn-Position (und nicht als Ersatz-Partner der Mutter) wäre angesagt, dazu muss er jedoch zuerst innere Klarheit erlangen. Dem will er durch eine Familien-Aufstellung (nach eigenem Wunsch) einen Schritt näher kommen. 

  8.   Vgl. z. B. Peter Kaiser: Der Einfluss der Herkunftsfamilien auf die Partnerschaft
  9.   Bindung basiert vor allem auf frühen Mutter-Kind-Beziehungen und äußern sich in einem Bedürfnis, enge gefühlvolle Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen.Sind die frühen Mutter-Kind Beziehungen gestört, so fehlt dieses Bedürfnis oder ist sehr gering ausgeprägt, es entsteht Bindungs-Angst oder Bindungs-Unfähigkeit (Unfähigkeit sichzu binden, Nähe, Intimität und Gefühle zuzulassen).  Dies erhöht das Risiko für spätere psychische Störungen. Der britische Kinder-Psychologe John Bowlby hat das bereits in den 40er Jahren bei verhaltensauffälligen Jugendlichen erforscht und damit die Basis für ein Umdenken in der Pädagogik gelegt. Vgl. dazu z. B.  Martin Goerke: Zum Zusammenhang von Bindung und Konfliktlösung in Paarbeziehungen. , S. 68 ff.  Zur Angst vor Nähe vgl. auch das Riemann-Thomann-Modell in meinem Beitrag zur Sozialen Nähe zu Mitarbeiter_innen?
  10.   Aus: Peter Kaiser: Der Einfluss der Herkunftsfamilien auf die Partnerschaft.   
  11.   Vgl. z. B.  Peter KaiserDer Einfluss der Herkunftsfamilien auf die Partnerschaft.   
  12. Trennung und Scheidung der Eltern verunsichern Kinder nachhaltig, vor allem wenn sie in die Streitigkeiten der Eltern einbezogen und ihre Bindungsbeziehungen zu beiden Eltern behindert werden. In etwa 2/3 der Fälle finden sich die Kinder innerhalb von ca. 3 Jahren mit den Veränderungen ab, etwa 1/3 sind dauerhaft beeinträchtigt. Besonders ungünstig wirkt sich aus, wenn Eltern nach der Trennung noch langwierige Auseinandersetzungen haben, in die das Kind einbezogen wird und es ihnen nicht gelingt, auf der Elternebene konstruktiv zu kooperieren. Aufgrund solcher Hintergründe erhöht sich das Risiko, selbst geschieden zu werden bis zum Vierfachen. Solche Kinder fürchten oft noch jahrelang, bindungsunfähig zu sein und in ihren eigenen Partnerschaften ähnliche Fehler zu machen wie ihre Eltern. Sie haben ein negativeres Frauen- wie Männerbild, was auch Konsequenzen für ihr Selbstkonzept hat.“
    Aus: Peter Kaiser: Der Einfluss der Herkunftsfamilien auf die Partnerschaft.   

  13. Vgl. z. B. Verena Klütsch und Günter Reich: Die mehrgenerationale Weitergabe von Traumatisierungen
  14.   Das hat eine Forschergruppe um Gregory Bateson und Paul Watzlaweick an der Universität von Palo Alto intensiv erforscht. Vgl. die Hinweise auf der Website des Mental Research Institute.

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