„Am Ende wird alles gut.
Und wenn es nicht gut ist,
ist es noch nicht das Ende.“
Filmzitat1
Ein Entwicklungsfilm vom Besten – mit einem hochklassigen englischen Schauspieler-Ensemble – Judy Dench, Maggie Smith, Bill Nighy u.a. in der Regie von John Madden2
Für wen kann dieser Film mehr als bloße Unterhaltung sein?
- Du suchst Veränderung, weißt aber nicht, wohin die Reise gehen soll?
- Du steckst in einer Krise und weißt nicht, wie es weitergehen soll?
- Du bist mit deinem Leben zufrieden und dankst: Das kann doch nicht alles gewesen sein?
- Du stehst vor einer Veränderung und weißt nicht, wie du das alles schaffen sollst?
- Du weißt, du musst dich verändern und fragst dich: Wie gehe ich das an?
- Du stehst kurz vor oder nach dem Ende deiner Berufslaufbahn und willst diesen Übergang gut bewältigen.
Wenn einer dieser Fragen auf dich zutrifft, dann kann dieser Film einen nützlichen Entwicklungsanstoß für dich geben.
Der Plot
Im Film stehen sieben ältere Menschen vor einer Veränderungs-Notwendigkeit, vor Herausforderungen mit ungewissen Ausgang. Was sie vereint: Sie reagieren auf ein Online-Anzeige und fliegen nach Jaipur in Indien, um sich in einem neu renovierten luxuriösen und doch sehr preiswerten Hotel einzuquartieren. Dieses Hotel soll ihr Altersdomizil sein. Doch das Hotel stellt sich nach ihrer Ankunft als völlig herabgekommen und baufällig dar. Im Werbevideo hatte es noch ganz anders ausgesehen. Dort wurde nicht die Realität, sondern die Vision dargestellt. Doch im Laufe des Films zeigt das Hotel auch seine charmanten Seiten, aber man muss bereit sein, dies auch zu erkennen.
Jeder der sieben Personen hat sein eigenes Schicksal und jeder hat in seiner Persönlichkeit deutliche Ecken und Kanten ausgeprägt. Im Hotel verweben sich ihre Schicksale und sie gehen sehr unterschiedlich mit der Situation um: mit dem neuen Land, mit der neuen Kultur und mit der Enttäuschung in einem ganz anderen Hotel gelandet zu sein, anders als sie sich vorgestellt haben. Und es wird klar, dass die äußere Reise begleitet ist von einer inneren Reise in die neue Lebensphase nach dem Ende der Berufslaufbahn. In gewisser Weise sind am Anfang alle überfordert: Überfordert mit der Fremdheitserfahrung der Kultur des neuen Landes und jener der neuen Lebensphase.
Und sie werden auch mit einem Hotelmanager konfrontiert, der in seiner Person im Gegensatz, in einer Polarität zu den neuen Gästen steht. Er ist jung, dynamisch, naiv, schönmalerisch, überschwänglich und unprofessionell, aber auch grenzenlos optimistisch, liebevoll und herzensgut. Und auch er hat sein Schicksal, seine große Herausforderung: Er will seine Freundin heiraten, aber sie ist von einer niedrigeren („unberührbaren“) Kaste und die Mutter ist dagegen. Und er ist noch voll von seiner Mutter abhängig – innerlich und äußerlich. Außerdem fehlt ihm das notwendige Geld seine Vision, für die Renovierung seines geliebten Hotels. Aber der hat ein gutes Lebens-Motto, das den ganzen Film begleitet: „Am Ende ist alles gut, und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch nicht das Ende.“
Im Laufe des Films verschränken sich die Schicksale dieser Personen immer mehr und geben einen deutlichen Impuls für innere Entwicklung. Dabei geht vor allem um die Entwicklung neuer „Einstellungswerte„, die es nach Viktor Frankl 3 dem Menschen ermöglichen, Sinn zu verwirklichen4 bzw. um die Möglichkeit, sein Leben durch Einstellungsänderungen ‚bejabar‘ zu machen.5.
Die Wirkung des Films
Und der Film zeigt auf eine glaubhafte und authentische Weise, dass sich auch ältere Menschen noch entwickeln können. Und er ermutigt dazu, er ermutigt, sich dem Risiko von Veränderungen auszusetzen und er ermutigt, sich selbst zu entwickeln.
Eine Unternehmerin mittleren Alters sagte mir, nachdem sie den Film gesehen hatte: „Ich habe so viele Jahre daran gearbeitet, meine Probleme in den Griff zu bekommen. Und ich war stolz, es geschafft zu haben und in ein inneres und äußeres Gleichgewicht zu kommen. Jetzt hat mir der Film klargemacht, dass mir das zu wenig ist. Ich brauche neue Herausforderungen, neue Abenteuer und das werde ich jetzt angehen.“
Die Personen und ihr Entwicklungsweg (Film-Interpretation)
Evelyn Greenslade (Judy Dench): Ihr Mann ist vor kurzem verstorben. Da er Schulden hinterlassen hat, muss sie ihre Ersparnisse verwenden und ihre Wohnung verkaufen. In Indien sucht sie eine günstige Wohnmöglichkeit und einen Neuanfang. Sie sucht sich dort einen Job und arbeitet in einem Call-Center. Dort trainiert sie die Mitarbeiter in Telefon-Kommunikation für englische Gesprächspartner, als Art Kultur-Attaché. Auch Sunaina, die Freundin des Hotelbesitzers Sonny arbeitet dort. Ihrem Bruder gehört die Firma. Ausgangspunkt ihrer Entwicklung: Sie ist sehr unselbständig, hat bisher alles mit ihrem Mann gemacht, ihr Sohn traut ihr nichts zu. Jetzt ist sie allein und mittellos, wagt trotzdem den Sprung ins Unbekannte. Am Ende hat sie einen ansprechenden Job in Indien, wirkt selbstbewusst und beginnt eine neue Liebe.
Douglas und Jean Ainslie (Bill Nighy und Penelope Wilton): Sie sind ein Ehepaar und seit 39 Jahren verheiratet. Douglas‘ Tochter hat mit dem Geld ihres Vaters ein Start-up-Unternehmen gegründet und in den Sand gesetzt. Seine Ersparnisse sind aufgebraucht. Jetzt will das Ehepaar einen höheren Lebensstandard für weniger Geld in Indien genießen. Am Beginn erkennt man schon, dass die Ehe eigentlich am Ende ist. Sie ist verbittert und giftig, er ist nett zu allen und versucht die von ihr verursachten peinlichen Situationen zu retten. Er ist nachgiebig und hält durch, findet keine klaren Worte zu seiner Frau. Am Ende gibt er ihr eine klare Rückmeldung, später trennen sich die beiden. Sie fliegt zurück nach England, was wahrscheinlich das Beste für sie ist. Er bleibt und geht eine neue Beziehung mit Evelyn ein.
Muriel Donnelly (Maggie Smith) hat starke Vorurteile gegenüber Farbigen und Ausländern. Sie sitzt im Rollstuhl und fliegt nur nach Indien, um dort günstig und schnell an der Hüfte operiert zu werden. Am Beginn steckt sie voller Vorurteile, Ärger und Gift. Am Ende begleitet und unterstützt sie den Hotelmanager, führt die Finanzverhandlungen und rettet so das Hotel und die Gemeinschaft der Gäste, arbeitet auch in der Rezeption und ist nett zu den ankommenden Gästen.
Graham Dashwood (Tom Wilkinson): Er ist Richter am High Court und wird pensioniert. Er hat seine Jugend bis zu seinem 18. Lebensjahr in Indien verbracht. Er ist homosexuell und hatte dort seine Jugendliebe. Er hatte immer ein schlechtes Gewissen, weil er dachte, dass seinen Freund im Unglück zurückgelassen und Schande über seine Familie gebracht hatte. Er sucht und findet diesen Freund. Evelyn und Douglas begleiten ihn dabei. Er kehrt ins Hotel zurück und stirbt an einem Herzinfarkt. Am Beginn ist die Angst (vor der Pensionierung) und das schlechte Gewissen gegenüber seiner Jugendliebe im Vordergrund, am Ende hat er das geklärt, seiner Jugendliebe geht es gut, er kann sich in Frieden von seinem Freund und danach vom Leben verabschieden.
Norman Cousins (Norman Pickup): Er sucht eine Frau. Das gelingt ihm in England nicht. Also macht er sich auf nach Indien, um dort sein Glück zu versuchen.
Madge Hardcastle (Celia Imrie): Auch sie ist auf Partnersuche. Sie war schon mehrmals verheiratet, es ging immer schief. Nun versucht sie es in Indien und sucht dort einen reichen Ehemann. Sie findet Norman, einen armen Engländer. Sie kommen sich näher, als sich beide eingestehen, dass sie einsam sind. Am Beginn sind Norman und Madge rast- und ruhelos bei ihrer Partnersuche, machen anderen etwas vor, was sie nicht sind. Am Ende finden die beiden einander, sind offen und ehrlich und finden zu ihrer Balance.
Sonny Kapoor (Dav Patel) ist der Manager und Mitinhaber (mit seinem Bruder) des „Best Exotic Marigold Hotels“. Er liebt sein Hotel, aber es gelingt ihm nicht, finanzielle Mittel für die Renovierung und Weiterführung des Hotels aufzutreiben und eigentlich trifft seine dominante Mutter, von der er noch voll abhängig ist, die Entscheidungen. Als er sich entscheiden muss, das Hotel zu schließen, kommt Hilfe von den Gästen. Am Beginn ist Sonne im Hotel unprofessionell, schönfärberisch und läuft einem finanziellen Absturz entgegen. Er steht wegen seiner ablehnenden Mutter nicht zu seiner Freundin, es kommt fast zur Trennung. Am Ende hat er professionelle Hilfe an seiner Seite, lässt sich helfen, beruflich und privat. Ein alter Angestellter („Junior“) macht seiner Mutter klar, dass in ihrer Jugend eine ähnliche Situation war und ihr Mann sich für sie entschieden hat, obwohl sie aus einer niedrigeren Kaste stammt.
Bei allen ist der äußere Lebensweg in eine positive Richtung gegangen und es sind innere Entwicklungs-Schritte erkennbar. Das Risiko, das alle eingegangen sind, die Bereitschaft zur Änderung, hat sich gelohnt.
- Der Protagonist in diesem Film nennt diesen Satz eine alte indische Weisheit. Er wird auch Oscar Wilde und auch John Lennen zugeschreiben, stammt aber wahrscheinlich von Fernando Tavares Sabino, einem brasilianischen Schriftsteller (1923-2004) – vgl. Gerald Krieghofer: Am Ende wird alles gut. Zitatforschung. ↵
- bekannt unter anderem von ‚Corellis Mandoline‚ und vor allem von Shakespeare in Love ↵
- im sogenannten logotherapeutischen Ansatz der Psychotherapie, vgl. Gesellschaft für Logotherapie, Batthyany, Logotherapie ↵
- Frankl nennt drei Wertekategorien zur Sinnfindung: Schöpferische Werte, Erlebniswerte und Einstellungswerte. Vgl. z. B. Längle, Sinnkonzept, S. 20 ff., Torsten G. Scheller, Sinn nach Frankl, Längle, Leben in der Arbeit, S. 225 ff. ↵
- Es geht dabei darum, ein inneres „Ja“ zu finden bei dem, was ein Mensch erlebt, wie er sein Leben und seine Welt gestaltet und worauf er sich einstellt, wofür er lebt. Vgl. Längle, Emotion, S. 39 f ↵