Das Gedicht
Du musst das Leben nicht verstehen
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„Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt..
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.“.
Rainer Maria Rilke1
Hinweise
Gerade in dieser Zeit, die in manchen Dingen angesichts der großen Krisen kaum verstanden werden kann, gibt dieses Gedicht Trost, Balance und Ruhe. „Man muss nicht …“
Und es fordert auf zum Loslassen, zum Genießen und zum Leben im Hier und Jetzt.
Selbstreflexion
Lies das Gedicht einige Male „selbstvergessen“ durch. Lass dabei Gedanken, Erinnerungen, Stimmungen, Bilder entstehen. Und dann reflektiere zu folgenden Fragen:2
- Wo bemühe ich mich (vergebens), alles zu verstehen?
- Wie gut kannst du geschehen lassen, ohne zu bewerten?
- Was lässt du dir vom Leben schenken? Was vermeidest du? Wem oder was gehst du aus dem Wege?
- Was sammelst und sparst du unnötig?
- Wie stark bist du mit deinen eignen inneren kindlichen Anteilen verbunden? Bist du zu sehr erwachsen („verwachsen“)
- Wem oder was hältst du (wie ein Kind) die Hände hin? Hast du den Mut, die Hände hinzuhalten?
Literatur und Links
Rainer Maria Rilke: Mir zur Feier. Gedichte. Insel Verlag. 2000.
Rainer Maria Rilke: Du musst das Leben nicht verstehen. Schöne Gedichte. Suhrkamp Verlag, Wiesbaden. 9. Auflage 2012.
Rainer Maria Rilke: Du musst Dein Leben ändern. Über das Leben. Insel Verlag. Frankfurt a. M. 2006.
Heiko Possel: Du musst das Leben nicht verstehen. Aus: www.gedichte-lyrik-online.de. https://www.gedichte-lyrik-online.de/du-musst-das-leben-nicht-verstehen.html.
Katja Zielinski: Gedicht der Woche. Aus: www.zettstyle.com. https://www.zettstyle.com/frau-zett/gedicht-der-woche-du-musst-das-leben-nicht-verstehen/.
- Rainer Maria Rilke: Du musst das Leben nicht verstehen. S. 19. ↵
- Viele von diesen hier angesprochenen Tendenzen fällt Menschen mit hoher Ambiguitätstoleranz leichter. ↵