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Summary

Mehrdeutige Figur: Ente oder Kaninchen? Aus den Lustigen Blättern 1892.

Ambiguitäts-Toleranz ist die Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten zu tolerieren.
Mehrdeutigkeit zeigt sich auch als Unsicherheit, Ungewissheit.
Tolerieren heißt auch aushalten, erdulden, ertragen, akzeptieren.

Für Viele scheint das eine relativ unbedeutende Kompetenz zu sein, das ist sie aber nur auf den ersten Blick.1

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Unsere Situation: eindeutig mehrdeutig

Wir leben in einer Zeit voller Unsicherheit, Ungewissheit und Mehrdeutigkeit. Kriegerische Auseinandersetzungen beherrschen die Nachrichtensendungen, sie sind uns sehr nahegekommen. Wirtschaftliche und politische und Umwelt-Krisen und Pandemien geben uns Fragen auf, auf die wir keine eindeutigen Antworten geben können und die unsere Gesellschaft spalten. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich zusehends und, und, und …

Menschen, vor allem Politiker, die eindeutige Antworten auf diese komplexen Fragen geben bekommen zwar viel Zulauf, vor allem auch, weil sich die Leute nach mehr Sicherheit sehnen und die Krisen überwinden wollen, aber man erkennt bald, dass sich viele „alternativlos“2 eindeutige Antworten später als falsch herausstellen.

Viele versuchen auch, von einer Wendezeit zu sprechen und damit die Umkehrung ihrer bisherigen Werte zu rechtfertigen und so zu eindeutige Antworten zu kommen. Aber auch ihre „alternativlosen Entscheidungen“ bleiben oft umstritten, selbst bei massiver Unterstützung der Presse, die auch häufig eindeutige Antworten plausibel machen will. Kritiker sprechen dann von der „Mainstream-Presse„. Die einzige Eindeutigkeit scheint zu sein, dass die Situation „eindeutig mehrdeutig“ bleibt.

Die Krisen macht vielen von uns zu schaffen, nicht nur Personen, auch wirtschaftlichen und sozialen Einheiten bzw. Systemen: Teams/Gruppen, Abteilungen / Geschäftsbereiche, Organisationen / Unternehmen. So hat die Planungsunsicherheit in vielen Bereichen stark zugenommen. Projektmanager z. B. können ein Lied davon singen, wie häufig Projektaufträge geändert werden.

Die konkreten Auswirkungen bleiben bestehen, man weiß aber, dass es Menschen (und soziale Systeme) gibt, die besser mit dieser Ungewissheit und Uneindeutigkeit umgehen können als andere. Das Merkmal das sie unterscheidet, ist die Ambiguitätstoleranz.

Was ist Ambiguitätstoleranz

Die polare Natur der Schwesterntugenden erfordert es, gewisse Spannungen auszuhalten, um beide Qualitäten in Balance halten zu können.

Im betrieblichen wie im privaten Alltag ist es häufig wichtig, mit Unsicherheiten und Mehrdeutigkeiten und inneren Spannungen gut umgehen zu können, vor allem in Krisen.3

Diese Stärke wird ‚Ambiguitätstoleranz‘ genannt und umfasst mehrere Aspekte, z. B. Toleranz, Offenheit und Mut für Mehrdeutigkeit bzw. mehrdeutige Situationen4 , die Fähigkeit innere Spannungen, Widersprüche, Doppelbödigkeiten und Mehrdeutigkeiten zu akzeptieren, sie auszuhalten, positiv (oder zumindest neutral) zu bewerten und konstruktiv mit ihnen umzugehen.5 Ein Beispiel für eine Definition:

Ambiguitätstoleranz ist die Fähigkeit, andere Meinungen und Sichtweisen zu akzeptieren, sowie Mehrdeutigkeiten und Widersprüche in Situationen und Handlungsweisen zu ertragen, ohne sich unwohl zu fühlen oder aggressiv zu reagieren.“ 6

In der Psychologie gibt es zahlreiche Belege dafür, wie wichtig es ist, in einer Welt, in der Unsicherheit, Mehrdeutigkeit auch in zentralen Fragen immer weiter zunimmt, gut damit zurechtzukommen.

  • Es gibt Menschen, die mit ‚ambigen‘ (mehrdeutigen, unsicheren, unstrukturierten, widersprüchlichen, erwartungswidrigen, ungewohnten) Situationen schwer umgehen können, sich dabei unwohl oder sogar bedroht fühlen und sie, wenn möglich meiden.
  • Andere wiederum tun sich da leichter und suchen sie vielleicht auch gezielt auf.

Es gibt zahlreiche Studien, die untersuchten, welche Charaktereigenschaften mit Ambiguitätstoleranz verbunden sind (mit ihnen korrelieren).7, z. B.

  • negativer Zusammenhang mit religiösem Dogmatismus, Konservatismus (insbes. mit der Subskala ‚autoritäre Aggression‘), politischen Extremismus, Rassismus und ethische Vorurteile, aggressives Verhalten.
  • positiver Zusammenhang zur beruflichen Wirksamkeit (Lehrer-Wirksamkeit).

Es wurde auch der Zusammenhang von Ambiguitätstoleranz und betriebswirtschaftliche Qualitäten untersucht.8

Ambiguität und das Wertequadrat

Man könnte die Ambiguitätstoleranz als menschliche ‚Metaqualität‘ ansehen, als Qualität, die erforderlich ist, um andere menschliche Qualitäten zu entwickeln.9 Ambiguitäts-Toleranz kann daher als Schlüsselqualifikation bzw. Kernkompetenzen (key skills) angesehen werden.10

Der Wunsch nach Eindeutigkeit

Nach der Meinung von Astrid von Friesen11 leiden offensichtlich „… größere Teile der Bevölkerung unter einem Mangel an Ambiguitätstoleranz„, haben vielmehr den Wunsch nach Eindeutigkeit„:

„Wir sind besser als ihr, weil ihr nicht so seid wie wir. Nur wir haben Recht, alle anderen haben Unrecht und müssen entwertet und bekämpft werden“, so die vielfache Meinung. Es scheint, als würden immer mehr Menschen einen nicht zu bändigenden Wunsch haben, unreflektiert Meinungen, Ideen und lineare Denkweisen spontan heraus zu powern und ihre sofortige Umsetzung einzufordern. Am sichtbarsten natürlich bei Twitter, Facebook oder in den Kommentarspalten. Ein Freund-oder-Feind-Denken, das nichts dazwischen duldet.11

Ambiguitätstoleranz erfordert einen gewissen Reifegrad von Menschen und sozialen Systemen, der das Freund-Feind-Denken transzendiert und der von Astrid von Friesen gefordert wird:

„Ambiguitäten auf der sozialen Ebene auszuhalten ist eine reife, erwachsene Position von „sowohl-als auch“, denn jeder Mensch, jede Situation, jede Gesellschaft hat sowohl positive als auch negative Anteile. Demokratische Gesellschaften sind hoch komplex und abhängig davon, dass unterschiedliche Interessengruppen Kompromisse schließen. Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, andere Bedürfnisse wohlwollend zu akzeptieren sowie die Realität nicht emotional verzerrt, vielmehr faktenorientiert wahrzunehmen.“11

Wir lieben eindeutige Situationen, in denen wir mit linearen Denkformen Ordnung und Struktur schaffen können. Die Realität ist zu komplex, um viele dieser Situationen vorzufinden. Wir brauchen Ambiguitätstoleranz, um der Gefahr zu entgehen, komplexe Situationen linear wahrzunehmen.

Entdeckung der Ambiguitäts-Toleranz: Else Frenkel-Brunswicks Studien zur autoritären Persönlichkeit

Ambiguitätstoleranz ist im deutschen Sprachraum – anders als im englischen – kein geläufiger Ausdruck der Alltagssprache. Else Frenkel-Brunswick, eine US-amerikanische Psychologin und Psychoanalytikerin, war an der internationalen Studie zur autoritären Persönlichkeit von Theodor Adorno et. al. beteiligt. 1949 veröffentlichte sie im Rahmen dieser Studie einen Aufsatz14, in dem sie erstmals über Intoleranz gegenüber Ambiguität schrieb.15

Else Frenkel-Brunswik definiert Ambiguitäts-Toleranz als  eine (messbare Fähigkeit) einer Person, in einem Objekt / einer Person gleichzeitig positive und negative Eigenschaften erkennen (und akzeptieren) zu können.16 In ihrer Studie entdeckte sie Kinder mit starker ethnozentrischer Voreingenommenheit, die sich auch in ihrem Verhältnis zu ihren Eltern widerspiegelten: Kinder mit Ambiguitäts-Intoleranz dramatisierten ihre Eltern entweder als nur positiv/gut oder nur negativ/schlecht – letztere oft mit extremen Gefühlen von Hass.

Ihr zufolge ist die Fähigkeit, die Koexistenz von positiven und negativen Eigenschaften in ein und demselben Objekt erkennen zu können, eine wichtige emotional-kognitive Persönlichkeits-Variable. Ambiguitäts-Intoleranz äußert sich in einem Schwarz-Weiß-Denken und damit einem Verschließen der Person gegenüber widersprüchlichen Realitätsaspekten, weil sie die Aufrechterhaltung der eigenen Einstellungen bedrohen.

Folgen von Ambiguität und Ambiguitäts(in)toleranz

Zu viel Ambiguität kann uns große Schwierigkeiten bereiten. Eine Forschergruppe um Gregory Bateson hat im Rahmen ihrer ‚double bind theory‘ herausgefunden, dass zu viel Ambiguität (vor allem in Zusammenhang mit Doppel-Botschaften) zu Schizophrenie führen können.17

Ebenso gab es Evidenzen für einen positiven Zusammenhang zwischen Ambiguitäts-Intoleranz und den auch von Frenkel-Brunswick untersuchten Tendenzen zur autoritären Persönlichkeit. Man könnte Ambiguitätstoleranz als polaren Gegensatz zu den Merkmalen der autoritäten Persönlichkeit sehen.

Das Schwarz-Weiß-Denken bei Ambiguitäts-Intoleranz zeigte, dass sich Personen gegenüber Realitäts-Wahrnehmungen verschließen, weil sie ‚ihre Lösung‘ der Widersprüchlichkeit in Frage stellen (ein Phänomen, das auch bei der  kognitiven Dissonanz erforscht wurde.)

Ambiguitätstoleranz zeigt sich auch im Bewusstsein der eigenen Rollenkonflikte18: Personen mit hoher Ambiguitätstoleranz wiesen höheres Konflikt-Bewusstsein auf in Bezug auf Rollen:  Was wird von mir in den einzelnen Rollen erwartet und wie möchte ich sie ausfüllen (Rollen-Erwartung und Rollen-Entwurf)? – Dabei geht es darum sich einerseits sich nichts vormachen und andererseits trotz Differenzen zwischen Erwartungen und Entwurf handlungsfähig bleiben.

Messung der Ambiguitäts-Toleranz

Es sind mehrere Skalen zur Messung der Ambiguitäts-Toleranz und Konstrukte mit ähnlichen Inhalten entwickelt. Hinweise dazu gibt es im Beitrag Messung der Ambiguitäts-Toleranz.

Ambiguitäts-Toleranz in der Führung

Aufgrund der Widersprüche und Dilemmata in der Führung ist Ambiguitäts-Toleranz besonders wichtig bei Führungskräften (Ambiguitäts-Toleranz, Dilemmata und Widersprüche in der Führung.), vor allem in Krisen. (Führen in Krisen: Ambiguitätstoleranz und Sensegiving.) Einen besonderen Stellenwert haben hat dabei die moralisch/ethische Dimension (Werte und Führung: Moralische Dilemmata und ethische Führung.)

 

Die Schwestertugend: Ambivalenztoleranz

„I still don’t know if things fit together,
or if everything will be all right in the end.
But I believe that something means something.
I believe in cleansing the soul through fun and games.
I also believe in love.
And I have several good friends.
Erlend Loe: Naiv.Super.19

Mit dem Konzept Ambiguitäts-Toleranz (Umgang mit mehrdeutigen, ambigen Situationen) ist das der Ambivalenz-Toleranz verwandt. Während jedoch Ambiguität die kogntive Qualität des Umgang mit Mehrdeutigkeit („doppelter Sinn“ – „die Situation ist mehrdeutig, ich kenne mich nicht aus“) betont,  enthält die Ambivalenz die affektiv-emotionale Qualität („doppelte Valenz„: die Situation lässt gemischte, zwiespältige Gefühle in mir entstehen, z. B. Hassliebe, Gehorsam und Auflehnung, Ödipuskomplex, …2021

Ambiguitätstoleranz zählt zu den Merkmalen der Ich-Stärke. Besonders wichtig ist z. B. diese Toleranz bzw. Gelassenheit, wenn Kinder sich in Berufs- und Partner-Entscheidungen gänzlich von den Vorstellungen der Eltern unterscheiden. Wir brauchen sie auch bei unseren Partnern, die – zumindest nach der Verliebtheits-Phase – neben den Seiten die wir lieben, auch andere Seiten zeigen. Es sind Seiten die wir weniger lieben, vielleicht sogar hassen. Um eine positive Beziehung weiter pflegen zu können, ist ein gewisses Maß von Ambiguitätstoleranz nötig. Sie wird bereits aus den frühen Beziehungserfahrungen eines Menschen herausgebildet. Gelingt einer Person die Herausbildung dieser Toleranz nicht, so werden oft die Menschen klar in gute und böse eingeteilt.

„Für das Bewältigen von Ambivalenz werden in erster Linie die spezifischen frühen Beziehungserfahrungen eines Menschen verantwortlich gemacht … Demnach lösen wichtige frühe Bezugspersonen im Kind abwechselnd sehr negative, aber auch sehr positive Erlebnisse aus. Daraus entsteht die Neigung, diese Personen gleichzeitig zu lieben und zu hassen
Verläuft die Entwicklung günstig und beinhaltet adäquate Beziehungserfahrungen, so kann die Ambivalenzneigung innerlich nach und nach toleriert werden.
Gelingt die Ausbildung einer Ambivalenztoleranz jedoch nicht, kommt es zu der psychopathologischen Spaltung aller Menschen in gut und böse“. 22

Ergänzungen

Eine Zusammenfassung der akademischen Diskussion zur TA (Tolerance of Ambiguity) findet sich in Adrian Furnham, Tracy Ribchester. Tolerance of ambiguity und einem Update von Furnham und Ribchester.23

Ambiguitätstoleranz als soziale und personale Kompetenz

Natürlich ist nicht die ganze Welt eine Bühne,
aber die entscheidenden Punkte, in denen sie es nicht ist,
sind nicht leicht zu finden.
Erving Goffman24

Ein bekannter Soziologe, Lothar Krappmann, hat ein untersucht, wie Menschen ihr Identität gewinnen. Dabei hat er personale und soziale Identität unterschieden. Personale Identität ist die Kombination der Eigenschaften einer Person. Soziale Identität bildet sich im gemeinsamen Handeln und in der Kommunikation mit anderen. Dabei gibt es 4 entscheidende Grundqualifikationen, die die Identitätsbildung fördern:25

  • Empathie: Sich in die Schuhe anderer stellen können.
  • Rollendistanz: Die Fähigkeit, Rollen so wahrzunehmen, dass eigene Vorstellungen und Bedürfnisse berücksichtigt werden können.
  • Abiguitätstoleranz: Mit Widersprüchlichkeiten, Ungewissheit und Mehrdeutigkeit gut umgehen können. (Dazu gehört auch die Fähigkeit, Rollenkonflikte zu diagnostizieren / erkennen, zu akzeptieren und auszuhalten)
  • Identitäsdarstellung: Die eigene Identität gegenüber anderen gut ausdrücken können.(Vgl.: Impressions-Management)
    Krappman spricht hier auch von einer ‚balancierenden Identität‚ – ausbalanciert zwischen den Erwartungen anderer und eigenen Vorstellungen.26

An diesem Konzept27 zeigt sich, dass Ambiguitätstoleranz, obwohl in der Öffentlichkeit wenig bekannt, eine entscheidende Qualifikation sowohl für die persönliche Entwicklung des Menschen als auch für eine gelingende Kommunikation mit anderen darstellt. 

Querverweise

Messung der Ambiguitäts-Toleranz.

Dilemmata, Ambiguitäts-Toleranz und Führung

Normopathie.

Die autoritäre Persönlichkeit.

Übergang zur neuen Führungskraft – Wie soll man mit Geheimnissen umgehen?.

Beiträge zum polaren Denken

Literatur und Links

Ambiguitätstoleranz

Else Frenkel-Brunswik: Intolerance of ambiguity as an emotional and perceptual personality variable. In: Journal of Personality 18. 1949. S. 108–143. https://doi.org/10.1111/j.1467-6494.1949.tb01236.x .(Klassiker, Entdeckerin der Ambiguitätstoleranz).
auch als: Intolerance of Ambiguity as an Emotional and Perceptual Personality Variable. Interrelationships Between Perception and Personality. Inst. of Child Welfare, 1949.

Steven Bochner: Defining intolerance of ambiguity. The Psychological Record, 15(3), 393–400.(1965). Aus: link.springer.com. https://link.springer.com/article/10.1007/BF03393605. https://doi.org/10.1007/BF03393605.

Georg Müller-Christ, Gudrun Weßling: Widerspruchsbewältigung, Ambivalenz- und Ambiguitätstoleranz. Eine modellhafte Verknüpfung. Erscheint in: Georg Müller-Christ, Lars Arndt und Ina Ehnert (Hrsg.): Nachhaltigkeit und Widersprüche: Eine Managementperspektive. Lit Verlag, Juli 2007, , S. 180–197. Aus: sfb637.uni-bremen.de. uni-bremen.de. http://www.sfb637.uni-bremen.de/pubdb/repository/SFB637-A2-07-006-IIIA.pdf.

Georg LindSoziale Aspekte des Lernens. Ambiguitäts-Toleranz (1987). In: Barbara Dippelhofer-Stiem, Georg Lind (Hrsg.): Studentisches Lernen im Kulturvergleich. Ergebnisse einer international vergleichenden Längsschnittstudie zur Hochschulsozialisation. S. 24 – 42. Aus: uni-konstanz.de. https://www.uni-konstanz.de/ag-moral/pdf/Lind-1987_Ambiguitaetstoleranz.pdf.

Astrid von Friesen: Der fatale Wunsch nach Eindeutigkeit. Aus:  www.deutschlandfunkkultur.de. 10. 10. 2019.

Wolfgang Streitbörger: Mut zur Mehrdeutigkeit. Aus: swr.de. Stand 27. 11. 2020. 7. 6. 2019. (Audio in www.swr.de., Stand 8. 12. 2020. https://www.swr.de/swr2/wissen/mut-zur-mehrdeutigkeit-100.html.)

Wolfgang Streitbörger: Ambiguitätstoleranz. Lernen, mit Mehrdeutigkeit zu leben. In: Deutschlandfunk Kultur. 8. 1. 2020. https://www.deutschlandfunkkultur.de/ambiguitaetstoleranz-lernen-mit-mehrdeutigkeit-zu-leben.976.de.html?dram:article_id=466828.

Thomas Bauer: Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt. [Was bedeutet das alles?]. Reclam Verlag, 8. Auflage. 2018. Besprechung von Marion Schenk: Was Führung braucht. Ambiguität & Ambiguitätstoleranz. Aus: www.sifb.de.

Adrian Furnham, Tracy Ribchester. Tolerance of ambiguity. A review of the concept, its measurement and applications. Current Psychology 14, 179–199 (1995). Aus: linkspringer.com.  https://doi.org/10.1007/BF02686907.

Adrian Furnham, Joseph Marks. Tolerance of ambiguity. A Review of the Recent Literatur. In: Psychology 04(09): S. 717-728. September 2013.  Aus: researchgate.net. DOI: 10.4236/psych.2013.49102. (full text in researchgate). https://www.researchgate.net/publication/276494025_Tolerance_of_Ambiguity_A_Review_of_the_Recent_Literature.

o. A.: Ambiguity tolerance–intolerance. Aus: en.wikipedia.org. https://en.wikipedia.org/wiki/Ambiguity_tolerance%E2%80%93intolerance#cite_ref-BOCHNER,_S._1965_5-0.

Siegfried Schumann: Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien. Der Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen zu politischen Parteien. Walter de Gruyter, 2016. (Zusammenhang von Ambivalenztoleranz und Einstellungen zu Parteien / Wahlverhalten, insbes. 79 f.). Vordiplomarbeit. Grin. 2003.

Meike Watzlawik, Ska Salden, Julia Hertlein: Was, wenn nicht immer alles so eindeutig ist, wie wir denken? Erfahrungen LSBT*-Jugendlicher in der Schule und das Konzept der Ambiguitätstoleranz. Aus: https://www.budrich-journals.de. https://www.budrich-journals.de/index.php/diskurs/article/viewFile/28331/24709.

Stangl, W.: Ambiguitätstoleranz. Aus: lexikon.stangl.eu. ( Online Lexikon für Psychologie und
Pädagogik; Wien/ Linz/ Freiburg).  https://lexikon.stangl.eu/12220/ambiguitaetstoleranz/.

Marc-Lluís Vives, Feldman Hall, Oriel: Tolerance to ambiguous uncertainty predicts prosocial behavior. In: Nature Communications 9, 2018.  https://doi.org/10.1038/s41467-018-04631-9.

Sonia Sippel: Amiguität und Ambiguitäts(in)toleranz. Grin Verlag. 2003

 

Ambiguitätstoleranz und Identität / soziale Kompetenz / Identitätskonzept von Lothar Krappmann / Erving Goffman

Lothar KrappmannSoziologische Dimensionen der Identität. Strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. Stuttgart: Klett. 2000. (1-1971). Kap. 4.3: Ambiguitätstoleranz und Abwehrmechanismen, S. 150 ff.

Michael von Engelhardt: Was bedeutet Identität nach Lothar Krappman. Aus: http://www.archiv.soziologie.phil.uni-erlangen.de. http://www.archiv.soziologie.phil.uni-erlangen.de/system/files/09.12.13_persoenliche_und_soziale_identitaet_krappmann.pdf.

Heinz Abels, Alexandra König: (2010): Lothar Krappmann. Balancierende Identität und identitätsfördernde Fähigkeiten. Kapitel. In: Sozialisation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92024-5_11. S. 149 – 155.

Erving Goffman (1959): Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München. Piper. 7. Auflage. 1991.
(orig. The presentation of self in everyday life)

Erving Goffman (1961b): Rollendistanz. In: Goffman  Interaktion. Spaß am Spiel. Rollendistanz. München: Piper. 1973.

Bernhard Miebach: Soziales Handeln im Alltag. In: Soziologische Handlungstheorie. Eine Einführung. Westdeutscher Verlag. Opladen. 1991. S. 66 – 182.

Thomas Sakschewski: Identität. Aus: www.wissensstrukturplan.de.  http://www.wissensstrukturplan.de/wissensstrukturplan/glossar/i_identitaet.php.

Ines AmbergerNeben-Einander oder Gegen-Einander? Eine mikrosoziologische Untersuchung sozialer Interaktion zwischen einander Unbekannten am Beispiel von Straßenbahnen in Wien. Masterarbeit. Universität Wien. Wien 2014. Aus: othes.univie.ac. http://othes.univie.ac.at/33247/1/2014-06-02_0607730.pdf.

H. Abels: Wir alle spielen Theater. In: H. Abels: Identität. DOI 10.1007/978-3-658-14155-4_20.  Aus: link.springer. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-14155-4_20.

 

Ambiguitätstoleranz, Mehrdeutigkeit, Doppelsinnigkeit in der Philosophie

Simone De Beauvoir: Für eine Moral der Doppelsinnigkeit. In: Dies.: Soll man de Sade verbrennen? Reinbek bei Hamburg 1983. (Original 1947).

Vintges, Karen: Zur Ethik bei Simone de Beauvoir. In: www.bpb.de. 13.12.2019.  https://www.bpb.de/apuz/302121/zur-ethik-bei-simone-de-beauvoir.

Paulus, D., Gehring, P., Hinrichsen, J., Gorlovska, K. (2020): Ambiguitätstoleranz – Eindeutig mehrdeutig? Eine Fragebogenkonstruktion. Embra-Poster. Psychologisches Institut. Universität Heidelberg.28

Nied, L., Riemenschneider, B.: Ambiguität im Online-Dating-Kontext . Auswirkung der Granularität einer Skala auf die Anziehung zu potentiellen Dating-Partnern. 29. https://www.psychologie.uni-heidelberg.de/studium/empra/poster/64/.

Vives, ML., FeldmanHall, O.: Tolerance to ambiguous uncertainty predicts prosocial behavior. Nat Commun 9, 2156 (2018). https://doi.org/10.1038/s41467-018-04631-9.

 

Ambiguitätstoleranz und Führung / Management

Anil K. Gupta, A., V. Govindarajan (1984): Business unit strategy, managerial characteristics and business unit effectiveness at strategy implementation. Academy of Management Journal, 27, 1984, S. 25-41. doi:10.2307/255955. https://www.jstor.org/stable/255955. (Aus: Scientific Research).

Georg Müller-Christ, Gudrun Weßling: Widerspruchsbewältigung, Ambivalenz- und Ambiguitätstoleranz.(siehe oben)

 

Ambivalenz(-Toleranz)

Amelie Burkhardt: Die Bedeutung des Begriffs „Ambivalenz“ im Diskurs und Handlungsfeld von Psychotherapeuten. Arbeitspapiere / Forschungsbereich Gesellschaft und Familie Nr. 41.  http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-9397. 2002.

Holger Baumann: Autonomie und Ambivalenz. Dissertation. Universität Zürich. Aus: zora.uzh.ch. 2012.  https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/157539/1/157539.pdf.

 

Wertequadrat

Schulz von Thun: Das Werte- und Entwicklungsquadrat. Aus schulz-von-thun.de. https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-werte-und-entwicklungsquadrat.

 

Anpassungsfähigkeit / Flexibilität

Jochen Mai: Flexibilität. Wie anpassungsfähig sind Sie?. Aus: karrierebibel.de. 29. 3. 2019. http://karrierebibel.de/flexibilitat-flexibel-test.

 

Schlüsselqualifikationen

Gabriele Sauberer: Informationskompetenz und Schlüsselqualifikationen in der Wissensarbeit. In: Tassilo Pellegrini, Andreas Blumauer (Hrsg.): Semantic Web. Wege zur vernetzten Wissensgesellschaft. S. 213-224.

Bildungskommission Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft. Luchterhand, Neuwied 1995.

 

Messung der Ambiguitäts-Toleranz

 

Double bind theory (Gregory Bateson)

Gregory Bateson, Don D. Jackson, Jay Haley, John H. Weakland: Auf dem Wege zu einer Schizophrenie-Theorie. Aus: alex-sk.jimdofree.com.  https://alex-sk.jimdofree.com/gregory-bateson-auf-dem-wege-zu-einer-schizophrenie-theorie/.

 

Sensemaking  und Sensegiving

Karl E. WeickSensemaking in Organizations. Sage, 1995. (Volume 2, Wiley 2012)

 

soziologische Rollentheorie (Ralf Dahrendorf)

Ralf Dahrendorf: Homo sociologicus. Ein Versuch zur Geschichte, Bedeutung und Kritik der Kategorie der sozialen Rolle. 15. Auflage. Westdeutscher Verlag 2013.   (Springer. 2010) (1 – 1958)

 

„Alternativlos“ – „TINA“ (There ist no alternatives) – „TATA“

Helmut Dubiel: Die Stunde der Verführer. In www.zeit.de. 5. 11. 2002. https://www.zeit.de/2002/37/200237_rattenfaenger.xml.

o. A. (dpa): Unwort des Jahres ist „alternativlos“. Aus: www.zeit.de. 18. 1. 2011. https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-01/unwort-2010-alternativlos?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F.

o. A.: Der schlimmste Ausdruck ist „alternativlos“. Aus: www.focus.de. https://www.focus.de/panorama/vermischtes/der-schlimmste-ausdruck-ist-alternativlos-unwort-des-jahres_id_2001817.html.

Karl-Heinz Wocker: Alle scharen sich um TINA. Aus www.zeit.de. 16.10.1981. https://www.zeit.de/1981/43/alle-scharen-sich-um-tina.

Susan George: Another World Is Possible. In: The Nation Magazine. 18. Februar 2002, Aus: thirdworldtraveler.com. https://thirdworldtraveler.com/Dissent/AnotherWorldPossible.html.

o.A.: Alternativlos. Aus: wiki.de.

 

  1.   Der Beitrag knüpft an das Werte- und Entwicklungsquadrat von Schulz von Thun an. Dort war eine zentrale Aussage, dass wir, wenn für unsere Stärken auch den Gegenpol brauchen, sonst werden sie negativ. Und wir brauchen die inneren Spannungen zwischen den beiden Polen, und sollen sie in Balance halten. Diese innere Spannung ist die Ambiguitäts-Toleranz. 
  2.   Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich das Wort „alternativlos“ erneut zum Unwort des Jahres erklären. Erneut deswegen, weil es bereits 2010 die Gesellschaft für deutsche Sprache zum deutschen Unwort des Jahres wählte. Ein Unwort ist es vor allem deswegen, weil es manipulativ ist:

    „Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohen, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.“ (Horst Dieter Schlosser (Germanist) in der Pressemitteilung einer unabhängigen Unwort-Jury)

    „Alternativlos“ verwendeten zahlreiche Politiker, vor allem auch Angelika Merkel, z. B. bei der Begründung der Griechenlandhilfe 2021. (vgl. tagesschau.de: „Alternativlos“ ist Unwort des Jahres)

    Der Ursprung geht jedoch weiter zurück, vor allem zur britischen Premierministerin Margaret Thatcher. Mit der „TINA-Formel“ („there is no alternative“) hat sie damit vor allem ihre neoliberale Wirtschafts- und Gesellschafts-Politik („Thatcherismus„) gerechtfertigt. In der Soziologie wird dieses „TINA-Prinzip“ einem technokratischen Weltbild zugeordnet, die damit versucht, ökologische und soziale Forderungen zu ignorieren. Das Gegenprinzip zu TINA ist TATA („There are thousands of alternatives!) bzw. der Spruch: „Another World ist Possible„. (Vgl. Susan George: Another World Is Possible.

  3.   Vgl. dazu den Beitrag Führen in Krisen: Ambiguitätstoleranz und Sensegiving
  4. Vgl. Wolfgang Streitbörger: Mut zur Mehrdeutigkeit,  
  5.   Detailliertere Hinweise zu Dimensionen der Ambiguitäts-Toleranz finden sich im Beitrag zur Messung der Amiguitätstoleranz.   
  6.    Marion Schenk: Was Führung braucht
  7.   Vgl. Sonia Sippel: Amiguität und Ambiguitäts(in)toleranz
  8.   Vgl. dazu  Gupta, A., & Govindarajan, V. Business unit strategy, managerial characteristics and business unit effectiveness at strategy implementation.  
  9. Zur Klarheit: Ambiguitätstoleranz ist nicht mehr Teil des Modells von Schulz von Thun. Es sind Ergänzungen des Autors.
  10.   Schlüsselqualifikationen sind im weiteren Sinn alle Qualifikationen, die über die fachlichen Kompetenzen hinausgehen, berufs- und funktions-übergreifend. Im engeren Sinn sind es übergreifende Qualifikationen mit besonderer Bedeutung für die gesellschaftlichen und berufsübergreifenden Anforderungen, wie in der folgenden Definition:

    „… erwerbbare allgemeine Fähigkeiten, Einstellungen und Wissenselemente, die bei der Lösung von Problemen und beim Erwerb neuer Kompetenzen in möglichst vielen Inhaltsbereichen von Nutzen sind, so dass eine Handlungsfähigkeit entsteht, die es ermöglicht, sowohl individuellen als auch gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.“ Aus: Bildungskommission Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft.

    Immer bedeutender werden dabei digitale Kompetenzen (e-skills) – vgl. dazu z. B. Gabriele Sauberer: Informationskompetenz und Schlüsselqualifikationen in der Wissensarbeit

  11.   Astrid von Friesen: Der fatale Wunsch nach Eindeutigkeit.
  12.   Astrid von Friesen: Der fatale Wunsch nach Eindeutigkeit.
  13.   Astrid von Friesen: Der fatale Wunsch nach Eindeutigkeit.
  14.   Else Frenkel-Brunswik: Intolerance of Ambiguity as an Emotional and Perceptual Personality Variable.  
  15.   Vgl. auch Wolfgang Streitbörger: Ambiguitätstoleranz: Lernen, mit Mehrdeutigkeit zu leben. 
  16.   Vgl. Else Frenkel-Brunswik: Intolerance of Ambiguity as an Emotional and Perceptual Personality Variable.  
  17.   Vgl.   Gregory Bateson, Don D. Jackson, Jay Haley, John H. Weakland: Auf dem Wege zu einer Schizophrenie-Theorie.  Eine Doppelbotschaft ist eine Botschaft, die den Kommunikationspartner lähmt, weil gleichzeitig Gegensätzlches mitgeteilt wird, das miteinander nicht vereinbar ist. Z. B.  Er fragt sie: „Stört es dich, wenn ich einen Abend mit meinen Freunden verbringe? Sie: „Nein gar nicht“ – mit einem leidenden oder vorwurfsvollen Ausdruck. Oder: Er: „Ich liebe dich.“ – nimmt dabei seinen Blick nicht von der Zeitung. …
  18.   Vgl. dazu die Rollentheorie von Ralf Dahrendorf –  Ralf Dahrendorf: Homo sociologicus.  
  19.   Aus:  Holger Baumann: Autonomie und Ambivalenz
  20.   Vgl. Georg Müller-Christ: Nachhaltiges Management, S. 434   
  21.   Der Begriff „Ambivalenz“ wird jedoch auch in einem weiteren Rahmen gesehen, und kommt dann dem der Ambiguität sehr nahe:

    Ambivalenzen als Gegensätzlichkeiten auf den Ebenen des Fühlens, Denkens und Wollens, die im Verhalten ausgedrückt werden und die Beziehungsgestaltung kennzeichnen.“ Aus: Amelie Burkhardt: Die Bedeutung des Begriffs „Ambivalenz“ im Diskurs und Handlungsfeld von Psychotherapeuten.

  22.   Aus: Georg Müller-Christ, Gudrun Weßling: Widerspruchsbewältigung, Ambivalenz- und Ambiguitätstoleranz.
  23.   Vgl. die Zusammenfassung des Updates:

    “ This review paper attempts to update the literature on tolerance of ambiguity (TA) and related concepts since a previous review (Furnham & Ribchester, 1995). Various related concepts like Uncertainly Avoidance and In/Tolerance of Uncertainly are reviewed. Both correlational and experimental studies of TA are reviewed and tabulated. Further, an attempt was made to identify and critique various different questionnaires design to measure TA. Recommendations for the use of these tests in research are made. The reasons for progress and lack of progress in this field are highlighted.“ in: Adrian Furnham, Joseph Marks. Tolerance of ambiguity. A Review of the Recent Literatur.

  24.   Erving Goffman (1959): Wir alle spielen Theater, S. 67. zitiert aus: H. Abels: Wir alle spielen Theater.  
  25. Vgl. Lothar KrappmannSoziologische Dimensionen der Identität. Auch: Michael von Engelhardt: Was bedeutet Identität nach Lothar Krappman.

    Vier Grundqualifikationen des Rollenhandelns (identitätsfördernde Fähigkeiten)

    • “ ‚Role taking‘ und Empathie: Die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen, Absichten und Persönlichkeitsmerkmale eines anderen Menschen zu erkennen und zu verstehen.
    • Rollendistanz: Die Fähigkeit, Normen oder Rollenerwartungen wahrzunehmen, sie zu interpretieren und mit ihnen reflektierend so umzugehen, dass die eigenen Bedürfnisse in das Geschehen eingebracht werden können. Und somit in einem kritischen Verhältnis gegenüber seiner eingenommenen Rolle zu stehen. (Role-making als aktive Ausgestaltung einer sozialen Rolle durch die Person – im Gegensatz zu einer passiven Übernahme – ‚Role-taking‚.)
    • Ambiguitätstoleranz: Die Fähigkeit Widersprüchlichkeiten, kulturell bedingte Unterschiede oder mehrdeutige Informationen, die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel erscheinen, wahrzunehmen und nicht negativ oder vorbehaltlos positiv zu bewerten.
    • Identitätsdarstellung: Die Fähigkeit, anderen seine Identität darzustellen und zu präsentieren.“
      Aus: Michael von Engelhardt: Was bedeutet Identität nach Lothar Krappman.

  26.   Balancierende Identität: „Was erwartet wird, ist also ein Balanceakt: eine Identität aufzubauen, die scheinbar den sozialen Erwartungen voll entspricht, aber in dem Bewusstsein, in Wahrheit die Erwartungen doch nicht erfüllen zu können.“ (Lothar KrappmannSoziologische Dimensionen der Identität. S. 72, zitiert aus: Thomas Sakschewski: Identität.)   
  27.   Das Konzept wurde vor allem auf der Basis der interaktionistischen Rollentheorie – vor allem von Erving Goffman entwickelt. Vgl. dazu Bernhard Miebach: Soziales Handeln im Alltag. Erving Goffman: Wir alle spielen Theater. Auch für Goffman prägen unsere Rollen die Identität bzw. Persönlichkeit. Es sind Rollen, die wir in unserem Alltagsleben spielen und die sich mehr oder weniger an die Anforderungen der Gesellschaft anpassen, durch die wir unsere Identität präsentieren. In diesem Alltagsleben gibt es eine Vorderbühne, auf der wir weitgehend versuchen, den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden und eine Hinterbühne, vor allem im Privatleben, auf der wir uns ‚gehen lassen (können)‘.  
  28.   Abstract:

    Ambiguitätstoleranz (AT), also die Tendenz mehrdeutige Informationen und Situationen zu ertragen, ohne mit negativem Affekt oder vorschnellem Urteilen zu reagieren, gilt als eine der Schlüsselkompetenzen unserer Zeit. Dabei bezieht sich AT im Sprachgebrauch zunehmend auf komplexe Probleme im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung, insbesondere auf interkulturelle Herausforderungen. Aktuelle AT Skalen orientieren sich in Teilen noch an der ursprünglichen Definition aus 1949, in der AT als die Fähigkeit zur Erkennung der Koexistenz positiver und negativer Eigenschaften in einem Objekt, insbesondere den eigenen Eltern, galt. Skalen wie „AT im Elternbild“ (IMA-40) wirken in zur Führungskräfteselektion empfohlenen Fragebögen seltsam unpassend. Zudem weisen aktuelle Fragebögen keine hinreichende Reliabilität auf und zahlreiche Items zeigen keinen Bezug zu Mehrdeutigkeit, sondern fragen beispielsweise Unsicherheitstoleranz oder Offenheit ab. So können Korrelationen mit entsprechenden Konstrukten keinen Beleg für Validität liefern. Wir konstruierten rational und induktiv eine 20-Item-Skala zur Messung der AT, die eine hohe Reliabilität, eine Einfaktorstruktur und diskriminante Validität hinsichtlich Offenheit sowie konvergente Validität hinsichtlich verwandter Konstrukte wie Ungewissheitstoleranz, Need for Closure und Personal Need for Structure aufweist. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich AT in ihrer zeitgemäßen Bedeutung mit nur 20 Fragen valide und reliabel messen lässt.“ 

  29.   Abstract:

    „Informationen über potentielle Partner auf Online-Dating-Plattformen können sich in ihrem Auflösungsgrad unterscheiden. An 237 Probanden wird der Einfluss der Granularität und damit der Ambiguität einer Skala auf wahrgenommene Ähnlichkeit und Anziehung untersucht. Dafür füllten die Teilnehmer online ein Profil aus und bewerteten zudem das Profil eines fiktiven Dating-Partners bezüglich ebendieser Variablen. Es wurde erwartet, dass Personen in Online-Dating-Kontexten ihrem Wunsch folgen, potentielle Partner als ähnlich zu sich selbst wahrzunehmen und daher Ambiguität im Sinne von Ähnlichkeit auflösen. Aufgrund des positiven Zusammenhangs zwischen Ähnlichkeit und Anziehung sollte ein niedriges Auflösungsniveau daher zu stärkerer Anziehung führen. Entgegen der Erwartungen zeigte sich im Experiment allerdings ein positiver Zusammenhang zwischen der Granularität einer Skala und der Anziehung zu potentiellen Dating-Partnern. Dieser Zusammenhang wurde nicht durch wahrgenommene Ähnlichkeit vermittelt. Erklärungen für diese Befunde, sowie deren Relevanz für die Darstellung von Informationen auf immer populärer werdenden Online-Dating-Plattformen werden diskutiert.

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