King Ralph – Ein Film mit John Goodman und Peter O’Toole (Regie: David S. Ward), USA 1991
Der Anlass
Es ist ein alter Film, den viele schon mehrmals gesehen haben, ich auch, heute zufällig wieder im TV. Und mir ist klar geworden, dass der Film Lernpotenzial für Führungskräfte hat, besonders für neue Führungskräfte – am Beginn ihrer Führungslaufbahn.
Die Handlung / der Plot
Im Film1 kommt die britische königliche Familie durch einen Unfall ums Leben.
Die Krone soll in der Familie bleiben und nicht in die Hände einer konkurrierenden Familie gelangen. So beginnt die Suche nach dem nächsten Verwandten, der der Nachfolger des bisherigen Königs werden soll.
Dem Privatsekretär Sir Cedric Willingham gelingt es, einen legitimen Thronfolger zu finden. Es ist Ralph Jones, ein amerikanischer Barpianist aus Las Vegas, der pleite ist und sein Engagement gerade verloren hat.
Er passt gar nicht in das Bild eines britischen Königs, mit seinem lockeren Kleidungsstil, seiner Vorliebe zu Junk Food, Hawaii-Hemden, zu Baseball statt Polo und Bowling statt Bridge und zum Überschreiten von Normen und Grenzen. Er wird zwar vom Privatsekretär, seinem Mentor, über das ‚richtige‘ Verhalten eines Königs instruiert. Aber sein spontanes, ‚authentisches‘ Verhalten lässt kein Fettnäpfchen aus. Obwohl er auch Anhänger für sein unkonventionelles Verhalten gewinnt, kommt er doch immer mehr in Schwierigkeiten. Und die gegnerische Familie, die auch den Thron anstrebt, lässt nichts unversucht, ihn in unmögliche Situationen zu bringen, in denen er sich blamieren soll.
Zwar gelingt es ihm, das Komplott gegen ihn aufzudecken. Aber er erkennt, dass König-Sein nicht der ideale ‚Job‘ für ihn ist – nicht für seine Persönlichkeit und nicht für das Leben, das er leben will. Eine für den König unerlaubte Liebesbeziehung mit der charmanten Nachtclub-Stripperin Miranda Green verstärkt diese Überzeugung in ihm.
Und er findet eine Lösung. Er entdeckt, dass auch im Privatsekretär, der ihm sehr geholfen hat und loyal zu ihm gestanden ist, auch königliches Blut steckt. Und in einer sehr berührenden Rede vor dem Parlament, in der er das Komplott aufdeckt, tankt er ab und übergibt die Königskrone an diesen Sekretär, seinem geheimen Halbbruder. Er heiratet seine Liebe und widmet sich seiner Passion, seiner Leidenschaft, der Musik.
Einer der Höhepunkte des Films ist für mich die Szene als er vor der Prinzissin, die er heiraten soll und ihrer Familie und vor dem ganzen Hofstaat auf einem Cembalo „Good Golly Miss Molly“ spielt und singt – mit vollem Körpereinsatz.2
authentischer Führungsstil
Parallelen und Bezugspunkte gibt es vor allem für Führungskräfte.
Aus der Führungslehre weiß man, dass der passende Stil für Führungskräfte einer ist, der zur eignen Persönlichkeit passt. Dies ermöglicht authentisches Führungsverhalten, die man als Voraussetzung für den Führungserfolg sehen kann. Aber der Führungsstil / das Führungsverhalten sollte auch zur Situation passen (‚Fit‚): Zu den Mitarbeitern, zu den Arbeitsinhalten, zur Abteilung, zum Unternehmen. Dies wird z. B. klar, wenn man bedenkt, dass z. B. der Job eines Buchhalters nicht zu eine sehr kreativen, innovativen aber auch leicht chaotischen Persönlichkeits-Stil passt. Oder auch, dass eine sehr seriöser, strukturierte, aber auch leicht ordnungsneurotische Persönlichkeit nicht in die Kreativabteilung einer Werbeagentur passt.
Im Film erkennt man, dass der Stil des neuen Königs zu ihm, zu seiner Persönlichkeit passt. Immer dann, wenn er versucht, etwas anderes zu spielen, gerät er in Schwierigkeiten und kehrt zu seinem authentischen Stil zurück.
Aber der Stil passt nicht zur Situation des König-Seins. Hier gibt es Verhaltensnormen, die nicht zu ihm passen. Kurzfristig findet er immer wieder einen passenden Ausweg, langfristig würde es wahrscheinlich ins Verderben führen, wenn er König bliebe und so zieht er die Konsequenzen und übergibt die Königskrone an einen Anderen.
Der Film lehrt auch, dass es sich auszahlt, einen authentischen Führungsstil zu leben und sich nicht zu verbiegen und zu verstellen.
Der König als neue Führungskraft
Der Film zeigt Parallelen zur Situation einer neuen Führungskraft.
- Die Führungsrolle ist neu. Der König muss sie erst erlernen. Und ein erfahrener Mentor hilft ihm dabei.
- Jemand, der auch diese Führungsrolle haben wollte, macht ihm das Leben schwer.
- Er kennt die Kultur der neuen Führungssituation, die ungeschriebenen Normen, nicht und tappt daher in viele Fettnäpfchen.
- Er bemüht sich, in die neue Führungsrolle hineinzuwachsen, aber er bleibt dabei auch authentisch.
- Er diagnostiziert die neue Situation und erkennt,
- dass diese Führungsrolle nicht passend ist
- dass diese Führungsrolle nicht das Leben zulässt, das er führen will (vor allem will er seine nicht-adelige Geliebte heiraten)
- und er handelt nach seinen (Lebens-)Prioritäten und zieht die Konsequenzen.
Reflexion für neue Führungskräfte
- Welche Szenen im Film sind mir noch besonders klar in Erinnerung? Was haben diese Szenen mit mir / meinem derzeitigen oder vergangenen Leben zu tun?
- Wie bin ich zur Führungsrolle gekommen. Hat das Ähnlichkeiten mit dem Film? Welche? Wurde ich auch ‚gedrängt‘, diese Rolle zu übernehmen?
- Was sind bei uns die ungeschriebenen Regeln und Normen? Wie habe ich sie erfahren / erlernt?
- Habe / hatte ich einen Mentor an meiner Seite, so wie der König im Film – einen Mentor, der mir hilft, die Situation zu verstehen und die richtigen Handlungen zu setzen.
- vgl King Ralph in der Filmdatenbank imdb ↵
- „good golly miss molly“ Filmausschnitt mit John Goodman, Version mit Little Richard und Goodman ↵