UNTERTITEL: Was bedeuten weibliche Archetypen in Mann und Frau?
Archetypen sind uralte Muster in uns, die unser Verhalten und Erleben beeinflussen.
Ein Teil dieser Archetypen sind weiblicher Natur, weiblicher Urbilder, man könnte auch sagen Frauenbilder. Diese psychischen Anteile sind nicht nur in Frauen gespeichert, sondern auch in allen Männern, auch wenn sie dort eine andere Bedeutung haben.
Weibliche Archetypen in Frauen
In Frauen bestimmen sie das Selbstbild einer Frau, die Identität, auch das Wunschbild. Wie sieht die Frau sich selbst in ihrem Kern: als Mutter, als Ehefrau, als Geliebte, als Tochter der Mutter, als Tochter des Vaters, als Gefährtin eines Mannes, als Gefährtin und Beschützerin anderer Frauen und Mädchen, als …? Die Antworten auf diese Fragen bestimmen ihr Selbstbild, sie geben ihr Identität. Ihr Wunschbild muss mit ihrem Selbstbild natürlich nicht übereinstimmen. Wie will sie in ihrem Kern sein? Was ist ihr Wunsch? Wie wäre sie gern? Mehr Geliebte oder mehr Mutter oder … Und auch ihr Fremdbild kann sich von ihrem Selbstbild unterscheiden. Wie sehen andere sie? Wird sie gesehen als unschuldige Mädchen-Frau oder mehr als verführerische Sirene oder gar als verschlingenden Drachen oder …? Es ist wichtig für eine Frau, ihre primären weiblichen Archetypen zu kennen. Das erleichtert ihren Umgang mit sich selbst und ihren Umgang mit Anderen. Und es hilft ihr, ihre authentische Persönlichkeit oder besser ihr authentisches Wesen zu werden. „Werde der du bist“ – lautet das Paradigma dazu.
Weibliche Archetypen bei Männern
Bei Männern sind die identitätsgebenden Archetypen die männlichen. Aber auch die weiblichen Archetypen sind in ihnen gespeichert und sie brauchen sie um wirklich „ganz“ zu werden. C. G. Jung sagt sinngemäß, dass es Aufgabe des Mannes ist, sie vor allem in der zweiten Lebenshälfte zu entwickeln und zum Ausdruck zu bringen – als Ergänzung zu ihrer männlichen Identität. Werden sie schon stark in der ersten Lebenshälte entwickelt und zum Leben gebracht, dann ist es schwierig, die männliche Identität zu entwickeln und zu leben.
Weibliche Archetypen sind also einerseits der Ausdruck der weiblichen Anteil im Mann, und seine Entwicklungsaufgabe zur Ganzwerdung ist, sie in der zweiten Lebenshälfte zu entdecken und zu leben. Sie sind aber auch Ausdruck für das das Urbild der Frau, das im Mann gespeichert ist: dieses geheimnisvolle weibliche Wesen, das Bild der Frau, von dem er sich angezogen fühlt, vielleicht auch abgestoßen, das ihn auf alle Fälle nicht unberührt lässt.
Ein guter Ausdruck dafür findet sich im Film ‚American Beauty‘, in dem Kevin Spacey einen Looser-Typen spielt. Er verliert seinen Job, seine Ehe ist am Ende, da trifft er auf die Freundin siner Tochter, viel jünger als er. Und der Film drückt aus, was sich bei der Begegnung mit diesem Mädchen in ihm abspielt und wie sie ihn zutiefst berührt.
C. G. Jung bezeichnet diesen weiblichen Anteil in der Psyche des Mannes die ‚Anima‚, die Frau im Mann, die es in mehreren Entwicklungstufen gibt, wobei häufig christliche weibliche Archetypen (Eva, Maria, …) als Symbole dienen..