Ein Film mit dem besten Looser-Gesicht aller Zeiten: Kevin Spacey. Wir kennen dieses authentische Looser-Image schon von ihm aus vorigen Flmen, vor allem in ‚American Beauty‘. In den Schiffsmeldungen (englischer Originaltitel „Shipping News“) ist er noch authentischer.
Der Film war ein finanzieller Flop und hatte nur sehr mäßigen cineastischen Erfolg, trotz der Spitzenbesetzung mit Kevin Spacey, Judy Dench, Cate Blanchett und Julianne Moore und dem Star-Regisseur Lasse Hallström. Wir kennen den Regisseur auch schon von anderen Entwicklungsfilmen, bei denen er Regie geführt hat.
Kevin Spacey spielt die Rolle von Quoyle und wir sehen am Anfang die Wurzeln seines Looser Daseins. Sie liegt bereits ins einer Kindheit. Im Rückblick sehen wir im Film, wie ihn sein Vater schlecht behandelt, ihn ohne jede Schwimmerfahrung ins Wasser wirf, damit er Schwimmen lernt, aber dabei fast ertrinkt. Sein Vater wertet ihn ständig ab, sein ganzes Leben lang, auch später im Film in seiner letzten Botschaft an ihn, bevor er sich das Leben nimmt. In der Jung’schen Terminologie kann man von einem negativen Vaterkomplex sprechen oder sogar von einem Vater-Trauma. Die unverarbeiteten traumatischen Erlebnisse machen ihn zu einem Looser.
Er macht trotz seiner universitären Ausbildung (ohne Abschluss natürlich) eine einfache Arbeit als Drucker. Als ihn sein Vorgesetzter darüber befragt, meint er, er sei damit ‚zufrieden‘. Er sagt von sich selbst, dass er sich oft gefragt hatte, ob er nicht als Kind vertauscht worden sei, obwohl er eine Hausgeburt hatte. Und er sagte, dass er von niemand gesehen wurde.
Er wurde nicht gesehen, bis sich plötzlich an einer Kreuzung eine Frau in sein Auto setzt und sagt, er soll losfahren. Ein Mann kommt hinterher gerannt, von dem sie weg wollte. Die Frau war Petal, eine „femme fatale„, wie sie im Buche steht. Ohne viel zu erklären, schminkt sie sich die Lippen im Auto und fragt ihn, ob er auch so hungrig sei wie sie. Sie sitzen im Restaurant, sie isst mit großem Appetit, ihm vergeht das Essen, als sie ihm erklärt, sie wette, dass sie kurze Zeit später im Bett landen würden. Im Bett liegt er da wie ein Waschlappen. sie voll aktiv bis zum Höhepunkt. In den nächsten Szene ist sie schwanger, schimpft über den Frauenarz und flirtet mit anderen Männer.
Als das Kind, Bunny da ist, geht sie mit andern Männern aus, lässt ihn mit dem Kind allein. Schließlich holt sie das Kind – inzwischen ca. 10 Jahre alt – mit einem fremden Mann ab, lässt ihn allein zurück und fährt weg. Einige Zeit später erfährt er, dass sie mit dem Mann bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Das Kind hat sie vorher an eine Adoptionsstelle verkauft. Jetzt steht er allein da mit dem Kind und weiß nicht, was er tun soll. Er ist verzweifelt. Kurz zuvor war zufällig seine Tante Agnis (Judy Dench), von der er schon lange nichts gehört hatte, auf Besuch gekommen und hat ihn eingeladen, mit ihr nach Neufundland, einer Insel im Nordosten Nordamerikas zu fahren. Dort sind die Wurzeln ihrer Familie und dort ist sie, die Schwester des Vaters mit ihrem Bruder und den Eltern aufgewachsen. In seiner Verzweiflung nimmt er die Einladung an.
Sie landen auf der Insel und ziehen im alten Haus der Vorfahren, Agnis Geburtshaus, ein. Es ist ein Haus aus Metall, das mit Seilen auf einem Hügel, am Rand einer Klippe mit Seilen festgezurrt ist und macht einen mystischen Eindruck. Das Haus ist außerhalb des Heimatorts / Fischerdorfs.
Die drei werden in der Ortschaft aufgenommen. Er bewirbt sich um eine Arbeit in seinem bisherigen Beruf als Drucker im Verlag der regionalen Zeitung. Der Verlagsleiter (und Eigner) nimmt ihn aber als Redakteur auf. Als er beteuert, dass er das nicht kann, bekommt er die Antwort „ein Quoile kann das.“ Er bekommt also einen Vertrauensvorschuss dank seiner Herkunft. Er soll über Autounfälle berichten und kommt dabei mit Erinnerungen an den Autounfall seiner Frau in Kontakt.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten landet er einen Erfolg, als er von einem Schiff berichtet, das für Hitler gebaut wurde. Viele Leser interessieren sich für diesen Artikel und der er bekommt eine bessere Ausstattung (PC und )sogar eine eigene Rubrik. In den „Shipping News“ berichtet er über ankommende und auslaufenden Schiffe. In diesem Beruf lernt er durch die Unterstützung eines Kollegen Fakten von Interpretationen zu unterscheiden und das für seine Berichte zu nutzen. „Was siehst Du dort?“ „Dunkle Wolken“. Als Zeitungsüberschrift: „Gefährliches Unwetter bedroht Dorf.“ „Wenn aber das Unwetter nicht kommt?“ „Dorf von tödicher Gefahr befreit.“ Und Quoile beginnt diese Technik auch für sein Leben bzw. zur Verarbeitung von Erlebnissen zu benützen. Er gibt den Ereignissen eine (positive) Überschrift.
Er hat jetzt eine berufliche Tätigkeit und er lernt eine Frau, die Kindergärtnerin des Ortes kennen. Sie hat ein behindertes Kind. Die Kinder freunden sich an und auch die Eltern kommen sich langsam näher. Aber sie kommen auch in Schwierigkeiten. Quoyle hat die negativen Erfahrungen mit seiner verstorbenen Frau noch nicht verdaut und auch sie hat noch unverarbeitete Erfahrungen mit ihrem Exmann. Er hat sie verlassen und sie hat den Tod ihres Mannes durch einen Schiffsunfall im Dorf vorgetäuscht.
Es folgen dann viele Begegnungen und Ereignisse, die ihn mit seiner Ahnengeschichte (seine Vorfahren waren grausame Piraten) in Kontakt kommen lassen oder die ihn mit Schwierigkeiten (z. B. mit dem Chefredakteur der Zeitung) konfrontieren. Es glingt ihm, anhand dieser Ereignisse persönlich zu wachsen und Selbstvertrauen zu gewinnen – und auch das Herz von Weavey.
Auch seine Tante Agnis hat etwas zu verarbeiten. Sie wurde als kleines Mädchen von ihrem Bruder, dem Vater von Quoile missbraucht und bearbeitet das in einem Ritual „auf der Toilette“.
Als ein schwerer Sturm aufzieht, zieht er sich ins Dorf zurück und der Sturm zerstört das Haus. Seine Tochter, Bunny, die paranormale Fähigkeiten hat träumt dieses Ereignis. Als sie den Ort besichtigen und sehen, dass das Haus weg ist, betitelt er dies mit seiner gelernten Technik: „Haus weg, herrliche Aussicht.“ Und damit endet der Film.
Der Film hinterlässt einen nachdenklichen und berührten Eindruck, aber auch Leichtigkeit durch die vielen lustigen Szenen.